Trotz einer gegenüber dem Vorjahr deutlich verbesserten Geschäftslage blickt der deutsche Mittelstand erheblich skeptischer in die Zukunft als in den vergangenen Jahren, behauptet das „Mittelstandsbarometer 2008“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young.
28% der Unternehmen erwarten demnach, dass sich die Wirtschaftslage in Deutschland im Jahr 2008 verschlechtern wird, nur noch 31% erwarten eine positive Entwicklung. Der Studie beruft sich auf Antworten von 3000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
Anfang 2007 hatte noch eine große Mehrheit (73%) einen Aufschwung prognostiziert. Trotz dieser Eintrübung des konjunkturellen Klimas wollen die Unternehmen aber nach wie vor zusätzliche Mitarbeiter einstellen und mehr investieren, beruhigen die Experten der Beratungsgesellschaft.
Derzeit machen die deutschen Mittelständler laut Studie sehr gute Geschäfte: Mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmen (55%) bewerten ihre aktuelle Lage als gut (Vorjahr: 38%), weitere 34% bezeichnen ihre Situation als zufrieden stellend (Vorjahr: 51%). Als ausgesprochen schlecht bewerten nur 2% ihre Lage. Besonders gut ist die Stimmung in Hamburg, wo 73% der Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation uneingeschränkt als gut bezeichnen.
Die deutschen Mittelständler stünden derzeit so gut da wie lange nicht mehr, behauptet Peter Englisch, von Ernst & Young. Die Auslastung sei hoch, die Auftragsbücher seien voll. Allerdings mehrten sich die Zeichen, dass der Höhepunkt des Booms überschritten sein könnte.
Der Anteil der Unternehmen, die eine weitere Verbesserung der konjunkturellen Situation erwarten, ist gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen – von 73% auf 31%. Die Pessimisten sind auf dem Vormarsch: Anfang 2007 glaubten nur 7% an eine Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland, inzwischen liegt der Anteil bei 28%. Die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft werden sich aber in Grenzen halten, ist Englisch überzeugt. Insgesamt habe der Standort Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen.
Die weitere Entwicklung der eigenen Geschäftslage sehen die Unternehmen denn auch etwas optimistischer als die konjunkturelle Entwicklung: 31% der Unternehmen gehen davon aus, dass sich ihre Lage in den kommenden Monaten weiter verbessern wird (Vorjahr: 605). Nur 14% der Unternehmen gehen davon aus, dass sich ihre Situation kurzfristig negativ entwickeln wird (Vorjahr: 12%). Mit Abstand am optimistischsten sind wiederum die Unternehmen in Hamburg, gefolgt von den Mittelständlern in Bremen und Berlin.
Zwar planen 15% der Unternehmen Personal abzubauen, aber immerhin 29% wollen die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland erhöhen. Auf Basis der Befragungsergebnisse sei insbesondere in Hamburg, Berlin und Hessen mit einer positiven Entwicklung der Beschäftigung zu rechnen, lässt das Institut wissen.
Viele Unternehmen stünden derzeit vor dem Problem, nicht alle offenen Stellen besetzen zu können. So geben 27% der Befragten an, dass es sehr schwierig sei, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden, weitere 53% bezeichnen dies als eher schwierig.
Trotz der eingetrübten Prognosen planen die Unternehmen, per Saldo mehr zu investieren als im Vorjahr. Jeder dritte Mittelständler hat vor, die Gesamtinvestitionen in diesem Jahr zu erhöhen, nur 13% planen, die Investitionsausgaben zurückzufahren. Dabei zeigen sich die Unternehmen in Hamburg, Berlin und Hessen besonders investitionsfreudig. Ostdeutsche Mittelständler sind insgesamt etwas zurückhaltender als westdeutsche Unternehmen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie stehen als Präsentation per Download zur Verfügung.
(Ernst & Young/ml)