OECD-Studie belegt zu hohe Steuerlast in Deutschland

Durch die geringeren Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ist in Deutschland im vergangen Jahr auch die Gesamtbelastung der Arbeitseinkommen durch Steuern- und Sozialbeiträge gesunken. Im OECD-Vergleich liegt sie aber besonders für Gering- und Durchschnittsverdiener weiter auf hohem Niveau. Dies geht aus den jüngsten Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Steuer- und Abgabenlast hervor, die Anfang der Woche in Paris veröffentlicht wurden.

So beliefen sich im vergangen Jahr laut der Studie „Taxing Wages 2007“ in Deutschland Steuern und Sozialabgaben für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener auf 52,2% der Arbeitskosten (Bruttoverdienst plus Sozialbeiträge der Arbeitgeber). Das sind 1,1 Prozentpunkte weniger als 2006. Nach Schweden und Island war das der stärkste Rückgang innerhalb der OECD. Nach wie vor hat Deutschland aber die dritthöchste Abgabenlast innerhalb der OECD.

Betrachtet man die Entwicklung seit 2000, so ist die Steuer- und Abgabenlast auf Arbeitseinkommen für fast alle untersuchten Haushaltstypen gesunken. Wichtige Ausnahme sind Alleinerziehende mit geringem Einkommen. Die Entlastungen sind allerdings sehr unterschiedlich verteilt und konzentrieren sich auf die Bezieher höherer Einkommen. So hat die Abgabenlast für Gering- und Durchschnittsverdiener trotz deutlich niedrigerer Steuersätze seit 2001 in den vergangen Jahren kaum abgenommen. Gut verdienende Singles haben dagegen deutlich geringere Abzüge als noch im Jahr 2000.

Ein Grund für diese unterschiedliche Entwicklung ist die sogenannte „kalte Progression„, die die Steuerlast in einem progressiven Steuersystem schon allein durch höhere Nominallöhne steigen lässt. So sah die Steuerreform von 2001 für Durchschnittsverdiener eine Entlastung um 2 Prozentpunkte vor und damit fast in der gleichen Größenordnung wie für Spitzenverdiener. Bei den Durchschnittseinkommen ist durch Inflation und eine geringe Reallohnsteigerung von dieser Steuersenkung nun fast nichts mehr übrig.

Um solche Effekte zu vermeiden, werden in den meisten anderen OECD-Ländern die Steuerstufen, Transfers und Steuererleichterungen automatisch an die Preisentwicklung angepasst. Steuersenkungen bleiben bei dieser Methode dauerhaft für alle Einkommensgruppen erhalten.

In Deutschland hat sich dagegen die Steuer- und Abgabenlast weiter auf Gering- und Durchschnittsverdiener konzentriert, während die Belastungen höherer Einkommen im Vergleich zu anderen OECD-Ländern mit einer hohen Durchschnittsbelastung eher moderat ausfallen. So nimmt, anders als es das progressive Steuersystem vermuten lässt, die Gesamtbelastung ab einem bestimmten Einkommen sogar wieder ab. Grund dafür ist, dass die Sozialabgaben oberhalb der Beitragsbemessungsgrenzen komplett wegfallen. Wer als Single mehr als das Doppelte des Durchschnittslohns verdient, hat somit anteilig weniger Abgaben als ein Durchschnittsverdiener.

Besonders weit über dem OECD-Mittel liegt in Deutschland die Abgabenlast für Alleinerziehende mit geringem Einkommen (zwei Kinder und 2/3 des Durchschnittslohns). Für diesen Personenkreis liegt die Abgabenquote im OECD-Mittel um rund 80% unter deutschem Niveau. Hintergrund für diesen großen Unterschied ist, dass viele OECD-Länder diesem Personenkreis umfangreiche staatliche Transfers gewähren. In einigen Ländern führt das dazu, dass der Arbeitnehmer sogar netto mehr in der Tasche hat als der Arbeitgeber brutto zahlt.

Trotz der hohen Belastungen auf durchschnittliche Arbeitseinkommen sind in Deutschland die Gesamteinnahmen des Staates aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen vergleichsweise gering. So lag 2006 der Anteil der Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen bei 35,7% des Bruttoinlandsprodukts und damit unter dem OECD-Schnitt.

(OECD/ml)