Mittelständler sollen ihre Mitarbeiter lieber per Gewinnbeteiligung am Erfolg ihres gut gehenden Unternehmens teilhaben lassen, statt nach dem von der Regierung favorisierten Modell eines Mitarbeiterbeteiligungsfonds, empfiehlt Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Das sei praktikabler. Ohnehin wäre es seiner Meinung nach besser gewesen, die Regierung hätte alle Arbeitnehmer in den Genuss von Steuersenkungen kommen lassen, statt Mitarbeiterbeteiligungen selektiv zu fördern.
„Die von Union und SPD präsentierten Vorschläge dürften bei der Mitarbeiterkapitalbeteiligung kaum zur erhofften Trendwende führen“, kritisiert Wansleben das derzeitige Regierungsvorhaben Mitarbeiterbeteiligungsfond. Die Mitarbeiterbeteiligung werde wohl auch in Zukunft weiterhin vor allem für Aktiengesellschaften über das Instrument der Belegschaftsaktien interessant bleiben. Die Alternative, das neue Fondskonzept für indirekte Kapitalbeteiligungen, sei dagegen für kleine und mittlere Unternehmen zu kompliziert und dürfte kaum auf Gegenliebe stoßen, ist sich Wansleben sicher.
Der Streit um die richtige Beteiligung der Beschäftigten an guten Erträgen zieht sich quer durch die großen Parteien und die Expertenrunden. Tatsächlich ist das Fondsmodell der Beteiligung gerade im Mittelstand ein zweischneidiges Schwert. Einerseits entlastet es die beteiligten Mitarbeiter zwar im Falle einer Insolvenz des Arbeitgebers vom Risiko des gleichzeitigen Verlusts von Anteilen und Arbeitsplatz, andererseits bremst die Anonymisierung durch den Fonds den größten Vorteil einer Beteiligung aus, nämlich die emotionale Bindung an das Unternehmen und den Anreiz, durch mehr Leistung den Wert der eigenen Beteiligung zu steigern. Für die Mitarbeiter ist die Fondsbeteiligung mit einem handfesten Nachteil verbunden: Sie können über das angelegte Geld nur zeitlich stark eingeschränkt verfügen. So gesehen, ist Wanslebens Forderung, lieber die Steuern zu senken, als die Mitarbeiter zu beteiligen, keine Provokation, sondern eine Frage der Vernunft – gerade aus Sicht der Beschäftigten.
(DIHK/ml)