Die Erfahrung scheint die Unternehmen zu lehren, dass Azubis im Vergleich zu Un- und Angelernten mehr kosten als sie einbringen. Nicht selten machen Unternehmen, die statt auszubilden, auf die Beschäftigung von Un- und Angelernten setzen, jedoch ein Verlustgeschäft, fanden jetzt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und die Universität Zürich in einer gemeinsamen Untersuchung heraus.Die Studie zeigt, dass vor allem Auszubildende in kaufmännischen Berufen, Handwerks- sowie Bauberufen für die Betriebe rentabler sind als Un- und Angelernte.
Anders stellt sich die Situation bei den industriellen Fertigungsberufen dar. Bei ihnen ist die Kosten-Nutzen-Relation der Auszubildenden schlechter als die der Un- und Angelernten. Allerdings entfallen auf die Industrieberufe auch nur 30% der dualen Ausbildung.
Die Studie des ZEW und der Universität Zürich berechnet nicht die genaue Höhe der Kosten und des Nutzens von Ausbildung, sondern vergleicht vielmehr die Veränderungen des Betriebsgewinns und der betrieblichen Produktivität bei einer gleich starken Anhebung des Anteils der Auszubildenden bzw. der Un- und Angelernten. Dabei unterscheidet die Studie zwischen verschiedenen Berufsgruppen.
Es wird deutlich, dass die Erhöhung des Anteils von Auszubildenden in kaufmännischen Berufen, Handwerks- sowie Bauberufen im Vergleich zu einer Erhöhung des Anteils Un- und Angelernter einen positiven Einfluss auf den Betriebsgewinn und die Betriebsproduktivität hat. Demnach können Auszubildende als Ersatz für Un- oder Angelernte eingesetzt werden, wobei die Produktivität der Auszubildenden im Vergleich zu ihren Ausbildungskosten relativ hoch ist.
Im Gegensatz dazu reduziert eine Erhöhung des Anteils der Auszubildenden in industriellen Fertigungsberufen zunächst den Unternehmensgewinn, während die Betriebsproduktivität unverändert bleibt. Das Verhältnis zwischen Kosten und Produktivität im industriellen Sektor für Auszubildende ist also schlechter als für Un- und Angelernte.
Es gibt eine Reihe von Gründen für die Unterschiede bei den einzelnen Berufsgruppen. So erreichen Auszubildende in Handwerks- oder Bauberufen zu einem frühen Zeitpunkt der Ausbildung ein relativ hohes Produktivitätsniveau. Die Auszubildenden in kaufmännischen Berufen wiederum finden vergleichsweise einfach eine neue Beschäftigung in einem anderen Betrieb, so dass die ausbildenden Betriebe offenbar verstärkt darauf achten, die Ausbildungskosten durch eine relativ hohe Produktivität in den letzten Lehrjahren zu decken.
In industriellen Fertigungsberufen dagegen erreichen die Auszubildenden ihre Produktivität erst relativ langsam und verdienen während der Ausbildung bereits relativ gut. Da es für die Industriebetriebe aber schwerer ist, geeignete Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren, nehmen sie die relativ hohen Kosten während der Ausbildung in Kauf, in der Hoffnung, dass die ausgebildete Fachkraft später auch im Unternehmen verbleibt.
Die aktuelle Studie steht im Internet in Form eines englischsprachigen Diskussionspapiers als kostenloser Download zur Verfügung.
(ZEW/ml)