Deutschland kann seinen Rang als größte Exportnation wohl auch 2008 verteidigen. China hingegen fällt auf Rang 3 zurück. Diese beiden überraschenden Entwicklungen teilte gestern die Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) mit. Trotz der schwächeren Exportentwicklung im März weise die deutsche Ausfuhr weiterhin hohe Zuwachsraten auf, die im ersten Quartal bei 21% lagen. Der Abstand zu China sei daher weitgehend konstant geblieben, lautete die Begründung der bfai-Experten in Köln.
Aber auch die USA überflügelt im Exportbereich derzeit China noch. Dank der starken Abwertung des Dollars belegen die Vereinigten Staaten Rang 2. Die gute Position wird nach Meinung der Experten allerdings keinen Bestand haben.
Wesentlich zur Spitzenposition Deutschlands als Exportweltmeister tragen die Währungsturbulenzen im Gefolge der Immobilienkrise in den USA bei. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erhöhten sich die deutschen Exporte im März im Vergleich zum Vorjahresmonat in US-Dollar umgerechnet um 17,4% auf 130,4 Milliarden Dollar. Damit stiegen die deutschen Ausfuhren im ersten Quartal 2008 im Vergleich zum vierten Quartal 2007 um 21,0% auf 379,1 Milliarden Dollar. Dagegen konnte China seine Exporte um 21,4% auf 306,1 Milliarden Dollar steigern.
Bei der Berechnung spielen die Wechselkurse der drei Währungen Euro, Dollar und Renminbi (China) eine wichtige Rolle: Im 1. Quartal 2008 wertete der Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 14,3% gegenüber dem US-Dollar auf. Dagegen stieg der an einen Währungskorb gebundene Kurs des chinesischen Renminbi zum Dollar nur um 8,3%. Würde man die deutschen Exporte auf Euro-Basis berechnen, nähmen diese nur um knapp 6% zu.
Angesichts des großen Vorsprungs Deutschlands ist allerdings auch bei ungünstigeren Wechselkursen nicht mehr damit zu rechnen, dass China noch in diesem Jahr aufschließen wird.
China profitiert von Zuwächsen aus vielen Abnehmerländern. Die chinesischen Exporte in die Vereinigten Staaten steigerten sich im 1. Quartal allerdings nur um 5,4%. Die USA verlieren seit Jahren als Abnehmer chinesischer Lieferungen an Gewicht. Alleine seit 2005 haben die USA fast 4 Prozentpunkte eingebüßt. Aktuell nehmen sie 17,5% der chinesischen Exporte ab.
Die Vereinigten Staaten profitieren hingegen stark von der Abwertung des Dollars, die den eigenen Export fördert. So nehmen die USA, die in den letzten drei Quartalen 2007 bei den Ausfuhren jeweils hinter China lagen, jetzt wieder Rang zwei ein. Der Quartalszuwachs in Höhe von gut 18% ist jedenfalls der höchste seit vielen Jahren. Auf das Gesamtjahr gerechnet wird China aber nach bfai-Einschätzung wie im Vorjahr den zweiten Platz beibehalten. (bfai/ml)