Aussagekräftige Daten zum intellektuellen Unternehmenskapital werden in keiner Bilanz erfasst und bewertet. Nur 4 % der Unternehmen haben ihr immaterielles Betriebsvermögen – z.B. Fähigkeiten der Mitarbeiter oder gewachsene Beziehungen zu Kunden – überhaupt erfasst, lediglich jeder Zwanzigste plant mittelfristig eine solche Dokumentation. Damit verzichten die Firmen aber auf wichtige Bewertungs- und Entscheidungshilfen. Das ergab eine Studie des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU).
Die Studie „Wissensmanagement und Wissensbilanzierung in baden-württembergischen KMU“ des BDU (Regionalarbeitskreis Baden-Württemberg), an der auch das Kompetenzzentrum Unternehmensberatung der Berufsakademie Stuttgart beteiligt ist, basiert auf Daten von 101 mittelständischen Unternehmen.
BDU-Studienprojektleiter Günter Monjau mahnt die mittelständischen Unternehmer:
„Viele Unternehmen gehen regelrecht fahrlässig mit ihren vorhandenen Ressourcen um, wenn sie kein gezieltes und abgestimmtes Wissensmanagement betreiben. Allein der demografische Wandel wird hier deutlich höhere Anstrengungen erfordern, um die Firmen neben dem Karrieremanagement, dem Gesundheitsmanagement oder dem lebenslangen Lernen fit für die Zukunft zu machen.“
Es gehe in einer fundierten Wissensbilanz besonders um drei Aspekte: Das Humankapital charakterisiere die Kompetenzen, Fertigkeiten und Motivation von Mitarbeitern. Das Strukturkapital umfasse alle Strukturen und Prozesse, die ein Unternehmen produktiv und innovativ mache. Das Beziehungskapital einer Organisation beinhalte alle Beziehungen zu externen Bezugsgruppen. In allen Themenfeldern falle den Mitarbeitern eine wichtige Rolle für den Unternehmenserfolg zu.
In diesem Zusammenhang gab ein hoher Prozentsatz der befragten Unternehmen zwar an, genau zu wissen, welche Mitarbeiter über nicht leicht ersetzbares Wissen verfügen und welche Experten zu bestimmten Fachfragen anzusprechen sind. Allerdings vertrauen die Unternehmen bei der Weitergabe von Wissen sehr auf informelle Strukturen. Zwei Drittel gaben an, dass vorhandenes Know-how nicht oder nur eingeschränkt dokumentiert sei. Das bedeutet aber, dass mit einem ausscheidenden Mitarbeiter auch erfolgskritische Kenntnisse verloren gehen. Für Professor Friedrich Augenstein, Berufsakademie Stuttgart, machen die Studienergebnisse vor allem eines deutlich:
„Die demografische Entwicklung mit der absehbaren Verknappung bei den Fachkräften und die gleichzeitig längere Arbeitsphase älterer Arbeitnehmer verändern die Anforderungen an das Wissensmanagement in den Unternehmen gravierend. Mehr denn je wird eine weitsichtige Personalentwicklung erforderlich sein.“
Eine 16-seitige Kurzfassung mit den wichtigsten Ergebnissen der Studie steht kostenlos als PDF-Download zur Verfügung. (Quelle: ots/ml)