Übermäßig stark hat sich das Konsumklima im Mai verschlechtert, weil die Deutschen zunehmend Angst vor einer Inflation lähmt. Die Konjunktur-, die Einkommenserwartung aber auch die Anschaffungsneigung mussten deutliche Einbußen hinnehmen. Deshalb prognostiziert die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für Juni einen Konsumklimawert von 4,9 Punkten. Im Mai lag der Wert noch bei (revidiert) 5,6.
Ständig neue Rekordstände an den Zapfsäulen sowie weitere drohende Preiserhöhungen lassen die deutschen Verbraucher zunehmend um ihre Kaufkraft fürchten, meldet die Nürnberger Gesellschaft. Dies habe dazu geführt, dass die Einkommensaussichten nicht mehr so positiv wie noch im Vormonat beurteilt werden. Steigende Preiserwartungen sorgten zudem dafür, dass die Anschaffungsneigung im Mai deutlich sinkt. Die Sorgen um die Preisstabilität sowie die durch die Finanzmarktkrise und die schwächelnde US-Wirtschaft resultierende Unsicherheit, schürten momentan auch die Konjunkturängste der Bundesbürger, begründen die Experten den unerwartet hohen Frust der Verbraucher. Damit habe sich der Gegenwind für die Konsumkonjunktur im Frühjahr etwas verschärft.
Die deutlichen Zugewinne der Konjunkturerwartung im letzten Monat halten für den Mai nicht weiter an. Der Indikator verlor knapp 10 Zähler und liegt aktuell bei 13,4 Punkten. Trotz des überraschend guten Abschneidens der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres sehen die deutschen Verbraucher die weitere Entwicklung der Konjunktur verhalten. Es scheint sich zunehmend abzuzeichnen, dass die Finanzmarktkrise bei weitem noch nicht ausgestanden ist. Die Bundesbürger gehen offensichtlich davon aus, dass sich die im ersten Quartal 2008 herausragende Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht fortsetzen kann und folglich mit einer Abkühlung der Konjunktur gerechnet werden muss. Ein anhaltend starker Euro sowie hohe Inflationsraten verstärken diesen Eindruck.
Dadurch treten konjunkturell positive Entwicklungen, wie die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, derzeit wieder mehr in den Hintergrund. Die positive Entwicklung des BIP im ersten Quartal 2008 belegt nach Meinung der Nürnberger Ökonomen jedoch, dass sich die deutsche Wirtschaft nach wie vor in einer robusten Verfassung befindet und eine Rezession in Deutschland nicht wahrscheinlich erscheint.
Nach drei Monaten mit Zuwächsen musste auch die Einkommenserwartung im Mai wieder spürbare Verluste hinnehmen. Der Indikator büßte 14,8 Zähler ein und weist nun -4,3 Punkte auf. Damit wurden die Steigerungen des Indikators aus den vorangegangenen drei Monaten nahezu vollständig aufgezehrt. Neben der generellen Sorge um die Kaufkraft der Haushaltseinkommen dürften vor allem die hohen Energiepreise eine wesentliche Ursache für den derzeitigen Pessimismus hinsichtlich der weiteren finanziellen Lage der Haushalte sein.
Zudem überlagern momentan die Diskussionen um steigende Preise die positiven Wirkungen der Tarifverhandlungen in den ersten Monaten dieses Jahres. Auch die gute Beschäftigungsentwicklung mit den daraus resultierenden positiven Effekten für die Einkommensentwicklung wird derzeit vom Thema Inflation in den Schatten gestellt.
Im Sog sinkender Einkommens- und Konjunkturaussichten musste auch die Anschaffungsneigung im Mai deutliche Einbußen hinnehmen. Der Indikator verlor 15,7 Zähler und weist nun -20,4 Punkte auf. Die gesunkene Konsumneigung dürfte in erster Linie eine Folge der verstärkten Inflationsängste sein. Wenn aufgrund gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise sowie der Furcht vor weiteren Preiserhöhungen mehr finanzielle Mittel gebunden werden, stehen sie für andere Anschaffungen nicht zur Verfügung.
Die im Mai pessimistischere Entwicklung der Verbraucherstimmung hat dem Konsumklima einen deutlichen Dämpfer versetzt. Der Gesamtindikator prognostiziert für Juni einen Wert von 4,9 Punkten nach revidiert 5,6 für Mai dieses Jahres. Steigender Inflationsdruck sowie die Furcht vor weiteren Preiserhöhungen verhindern auch hier eine weitere Erholung des Konsumklimas. Deshalb wird es in erster Linie von der weiteren Entwicklung der Lebenshaltungskosten abhängen, ob sich die günstigen Rahmenbedingungen, wie der florierende Arbeitsmarkt, wieder durchsetzen und die Konsumlust beflügeln.
Nur wenn die Haushalte davon ausgehen können, dass ihr Einkommen auch real in diesem Jahr steigen wird und zudem die Inflationsängste weichen, werden sie wieder verstärkt ihren Geldbeutel öffnen. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, wird auch der Konsum seine ihm zugedachte Rolle als Konjunkturstütze erfüllen können.
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews. (GfK/ml)