Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai 2008 erneut zurückgegangen und unter 3,3 Millionen gefallen – zum ersten Mal seit 15 Jahren. Die schlechte Nachricht: Bereinigt um saisonale Einflüsse ist sie seit langem wieder leicht gestiegen. Noch solle das nicht beunruhigen, relativiert die Bundesagentur für Arbeit (BA) diese Entwicklung. Die Bereinigung berücksichtige keine Sondereinflüsse, wie untypisches Wetter oder rechtliche Änderungen am Arbeitsmarkt.
Die Einschätzung in Nürnberg ist deshalb nach wie vor optimistisch: „Die Arbeitslosigkeit ist im Mai zurückgegangen, allerdings weniger stark als erwartet. Trotzdem hält die positive Grundtendenz am Arbeitsmarkt an. Die Beschäftigung wächst weiter und die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bewegt sich auf hohem Niveau“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Frank-J. Weise, bei der Vorstellung der Zahlen.
Die Arbeitslosigkeit hat im Mai im Zuge der Frühjahrsbelebung bundesweit um 131.000 arbeitslose Menschen auf 3.283.000 abgenommen (West: -76.000 auf 2.140.000; Ost: -55.000 auf 1.143.000). Gegenüber dem Vorjahr gab es damit 529.000 Arbeitslose weniger.
Der Rückgang gegenüber April fiel allerdings geringer aus als im Durchschnitt der letzten Jahre. Die Nürnberger Statistiker sehen erneut das milde Winterwetter und das Saisonkurzarbeitergeld als Ursache dafür, dass der saisonal übliche Frühjahresschub rechnerisch geringer ausfiel als üblich. Außerdem sind zu Beginn dieses Jahres die vorruhestandsähnlichen Sonderregelungen für Ältere ausgelaufen. Menschen über 58 Jahren können nun nicht mehr Arbeitslosengeld oder Arbeitslosengeld II beziehen, ohne arbeitslos gemeldet zu sein. Dadurch erhöht sich seit Jahresbeginn die Zahl der Arbeitslosen monatlich um ca. 10.000 Personen.
Das Saisonbereinigungsverfahren errechnet für den Mai eine leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit um 4000 Menschen. Es kann nach Auskunft der BA aber Sondereffekte wie atypische Witterungsverläufe oder Rechtsänderungen nicht ausreichend berücksichtigen. „Der leichte saisonbereinigte Anstieg der Arbeitslosigkeit sollte daher nicht als erstes Anzeichen einer Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt gewertet werden“, so Frank-J. Weise.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im April saisonbereinigt um 54.000 gestiegen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nach Daten der Bundesagentur für Arbeit, die bis März reichen, saisonbereinigt um 51.000 zugenommen. Durch den milden Winter und die beschäftigungsstabilisierende Wirkung des Saisonkurzarbeitergeldes dürfte dieser Zuwachs laut BA allerdings überzeichnet sein.
Nicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von März auf April um 187.000 auf 40,11 Millionen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr hat die Erwerbstätigkeit um 649.000 zugenommen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im März nach der Hochrechnung der BA bei 27,23 Millionen, gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs von 631.000. Dabei entfällt deutlich mehr als die Hälfte des Beschäftigungszuwachses auf sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen. Außerdem gab es Anstiege bei den Selbstständigen und den ausschließlich geringfügig Beschäftigten, während die Zahl der in Arbeitsgelegenheiten Beschäftigten rückläufig war.
Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den April auf 3,39 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 7,8 %.
Das gemeldete Stellenangebot ist im Mai saisonbereinigt um 6000 gesunken, die ungeförderten Stellen für normale sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, die besser die Marktentwicklung widerspiegeln, allerdings nur um 3000. Nicht saisonbereinigt hat sich der gesamte Stellenbestand von April auf Mai um 13.000 auf 579.000 Stellen verringert. Von diesen Stellen waren 89 % sofort zu besetzen. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bestand um 63.000 abgenommen.
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist laut BA durchaus positiv: Von Oktober 2007 bis Mai 2008 wurden der Ausbildungsvermittlung insgesamt 404.100 Ausbildungsstellen gemeldet, dies sind 33.500 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zunahme basiert überwiegend auf mehr betrieblichen Angeboten (+29.500 auf 378.700; außerbetriebliche: +4100 auf 25.400).
Seit Beginn des Beratungsjahres haben insgesamt 517.200 Bewerber die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet, 97.700 weniger als im Vorjahr. Damit nimmt nun schon das zweite Jahr in Folge die Bewerberzahl sowohl in West- als auch in Ostdeutschland ab. Ursachen für den Rückgang ist der demographische Wandel, aber auch die schwindende Notwendigkeit für Jugendliche, sich bei den Ausbildungsvermittlung melden zu müssen, um eine Leerstelle zu finden.
Die Bundesagentur wies bei der Präsentation der Zahlen aber deutlich darauf hin, dass es für eine fundierte Einschätzung zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes zum derzeitigen Zeitpunkt noch zu früh sei. (BA/ml)