Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) verglich im Rahmen einer internationalen Benchmark-Studie 18 OECD-Staaten aus der Sicht von Familienunternehmen. Für den Vergleich herangezogen wurden die fünf Standortfaktoren Steuern, Arbeitskosten, Regulierung, Finanzierung und öffentliche Infrastruktur. Gewinner des Rankings sind Großbritannien, Dänemark und die Schweiz. Deutschland folgt auf einem relativ schlechten 12. Platz und hat sich seit 2006 nicht verbessert. Auftraggeber der Studie ist die Stiftung Familienunternehmen.
Dieses Ranking ist nicht das erste seiner Art. 2006 wurde schon einmal eine solche Studie durchgeführt, damals allerdings ohne den Faktor Infrastruktur. Seit 2006 konnte sich Deutschland nicht verbessern. Im Gegenteil: Ohne den neu aufgenommenen Faktor Infrastruktur wäre Deutschland auf Rang 16 abgerutscht, weil die Reformbemühungen anderer Staaten mit größerem Erfolg vorangekommen sind, kritisiert Dr. Friedrich Heinemann, ZEW-Studienleiter des Länderindex.
Für das schlechte Abschneiden Deutschlands im Gesamtvergleich ist aus Sicht des ZEW vor allem die hohe Regulierungsdichte verantwortlich. Hier ist Deutschland fast Schlusslicht innerhalb der 18 OECD-Staaten, nur Italien schneidet noch schlechter ab.
In den Index für die Regulierungsdichte sind die Werte für die Faktoren Arbeitsmarkt, Tarifrecht, Doing Business, betriebliche Mitbestimmung sowie die Regulierung des Produktmarktes eingeflossen. „Nirgendwo sonst werden Einstellungen und Kündigungen von Arbeitnehmern durch Bestimmungen und Vorschriften so stark beeinflusst wie in Deutschland. Und auch die Tendenz zu Flächentarifverträgen ist nur noch in Österreich stärker ausgeprägt“, rügt Heinemann. Das gehe auf Kosten der Flexibilität, die gerade für Familienunternehmen besonders wichtig ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben und dynamisch zu wachsen. Die geringste Regulierungsdichte des Arbeitsmarktes hat in diesem Vergleich die Schweiz, gefolgt von Dänemark und den USA.
Im Index für Steuern werden die Faktoren Steuerbelastung bei nationaler und grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit, die Komplexität des Steuersystems sowie die Erbschaftsteuer berücksichtigt. Deutschland nimmt im Index für Steuern mit Platz 12 den gleichen, relativ schlechten Platz ein wie im Gesamtranking.
Die Unternehmenssteuerreform habe, so Heinemann, zwar moderate Verbesserungen gebracht, hiervon profitierten aber in erster Linie die Kapitalgesellschaften. Familienunternehmen in der Rechtsform der Personengesellschaft hingegen leiden unter der Mehrbelastung, die mit den steuerbedingten Entnahmen durch die Anteilseigner verbunden sind. Hinzu kommt, dass bei Personengesellschaften die Wirkung der Reform je nach Einkommenssituation der Unternehmer durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes im Rahmen der Reichensteuer konterkariert wird.
Trotz der Lohnkostenzurückhaltung der letzten beiden Jahre schneidet Deutschland auch bei der vergleichenden Analyse von Arbeitskosten und Produktivität schlecht ab (Rang 16). Hierfür sind vor allem die überdurchschnittlich hohen Personalzusatzkosten verantwortlich. Im direkten Vergleich ist Deutschland mit 41,50 Euro pro Stunde teurer als die durchschnittliche Arbeitsproduktivität aller 18 betrachteten Länder, die bei einem Wert von 38 Euro pro Stunde liegt.
Gut schneidet der Standort Deutschland im Bereich der Finanzierung (Rang 5) und sehr gut im Index Infrastruktur (Rang 4) ab. „Das stabile rechtlich-institutionelle Umfeld und die hohe Qualität der unternehmensnahen Infrastruktur gilt es weiter zu stärken, denn hier liegen die positiven Effekte für den Gesamtindex“, mahnt Heinemann.
„Im direkten Vergleich mit der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2006 können wir die Benachteiligungen von Familienunternehmen wissenschaftlich belegen und die deutsche Wirtschaftpolitik an den Maßnahmen anderer Länder messen“, fasst Hennerkes zusammen. „Der Länderindex zeigt, dass die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland weiter verbessert werden müssen, damit Familienunternehmen international mithalten können.
Die Ergebnisse der Studie stehen in Form einer Kurzfassung und einer Langfassung kostenlos online zur Verfügung.
(ots/ml)