Langsam aber sicher werden die explodierenden Gas- und Ölpreise zur Bedrohung für den Rest der Wirtschaft. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gestern mitteilte, verdüsterten sich angesichts dieser Kostenexplosion die Konjunktur- und Einkommenserwartung, aber auch die Anschaffungsneigung der Deutschen im Juni drastisch.
Der Konsumklimaindex sinkt deshalb von (revidiert) 4,7 Punkten im Juni auf 3,9 Punkte im Juli. Darüber hinaus revidiert die GfK – mit Blick auf eine sich verfestigende Inflation von rund 3% – ihre bisherige Prognose für die Entwicklung des realen privaten Verbrauchs im Jahr 2008 von +1% auf +0,5%.
Nach Aussage der Experten verstärken wiederkehrende Meldungen über neue Rekordwerte bei Benzin und Diesel die Furcht der Konsumenten vor dem Verlust ihrer Kaufkraft. Folglich schätzen sie ihre Einkommensaussichten im Juni noch einmal etwas pessimistischer ein. In deren Schlepptau gibt auch die Konsumneigung erneut nach. Steigende Inflationsängste in Verbindung mit der anhaltenden Finanzmarktkrise, einem starken Euro sowie der weltweiten Konjunkturabschwächung sorgen dafür, dass die Verbraucher die weitere Konjunkturentwicklung wenig optimistisch beurteilen.
Im Detail
Konjunkturerwartung: Nach deutlichen Verlusten von knapp 10 Punkten im Mai dieses Jahres muss die Konjunkturerwartung nochmals einen Rückgang von knapp 6 Punkten hinnehmen. Der Indikator weist nun einen Wert von 7,5 Zählern auf. Damit liegt er aber noch immer im positiven Bereich, das heißt über seinem langjährigen Durchschnittswert von 0 Punkten. Neben Nachwirkungen der Finanzmarktkrise, fördern die voraussichtliche Abkühlung der Weltkonjunktur und Sorgen um die eigene Kaufkraft den Pessimismus der Konsumenten. Zudem dürfte sich die Exportdynamik aufgrund des anhaltend starken Euro abschwächen.
Einkommenserwartung: Im Juni dieses Jahres verliert der Indikator gut 3 Punkte und weist nun -7,2 Zähler auf. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Dezember 2006 gemessen. Je länger die Inflation um die 3% pendelt, desto weniger werden gute Tarifabschlüsse den Konsum stärken und desto mehr wird die Preisdiskussion die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt überdecken.
Anschaffungsneigung: Rückläufige Einkommensaussichten führen dazu, dass die Anschaffungsneigung ebenfalls Verluste hinnehmen muss. Zu den Einbußen im Mai in Höhe von knapp 16 Punkten kommen nun noch einmal mehr als 3 Zähler hinzu. Aktuell liegt der Indikator bei -23,7 Punkten. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2005. Angedrohte Preissteigerungen beim Gas fördern die Erwartung steigender Lebenshaltungskosten und verringern die Anschaffungsneigung der Konsumenten.
Konsumklima: Infolge der pessimistischeren Entwicklung der Verbraucherstimmung ist auch das Konsumklima weiter zurückgegangen. Der Gesamtindikator prognostiziert für Juli einen Wert von 3,9 Punkten nach revidiert 4,7 für Juni.
Konsumprognose: In Anbetracht der aktuellen Preisentwicklung und den anhaltend hohen Inflationsraten, die sich in diesem Jahr voraussichtlich bei etwa 3% bewegen werden, revidiert die GfK ihre bisherige Konsumprognose von real 1% für dieses Jahr auf 0,5%. Die ursprüngliche Prognose unterstellte für 2008 noch eine Preissteigerung von etwa 2,5%.
Die genannten Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews.
(GfK/ml)