Wie die Frühjahrsumfrage des BDI-Mittelstandspanels zeigt, schätzt der Mittelstand seine aktuelle wirtschaftliche Lage nach wie vor sehr positiv ein. Die Erwartungen für das zweite Halbjahr sind jedoch etwas eingetrübt. Nach 56,3% im Frühjahr 2008 rechnen für die zweite Jahreshälfte nur noch 50,7% der Unternehmen mit einer sehr guten bis guten Wirtschaftslage. Aber auch der Anteil der Unternehmen, die mit einer sehr schlechten bis schlechten Wirtschaftslage rechnen, ist leicht von bisher 15,4% auf nun 13,8% gesunken.
Schuld an der leichten Erwartungseintrübung ist nach Meinung des Vorsitzenden des Mittelstandsausschusses des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Arnd G. Kirchhoff, die zögerliche Politik. „Das politische Schneckentempo gefährdet Wachstum und Arbeitsplätze,“ kritisiert Kirchhoff. Der Mittelstand erwarte, dass die Bundesregierung sich auf die wirtschaftspolitischen Kernaufgaben konzentriert. Das bedeute: mehr in die Infrastruktur investieren, Forschung und Entwicklung fördern, Lohnzusatzkosten reduzieren. Die Unzufriedenheit über die Arbeit der Bundesregierung habe im Mittelstand deutlich zugenommen. Besonders kritisch seien Familienunternehmen, weil sie z.B. schon seit 2005 auf die versprochene Entlastung bei der Erbschaftsteuer warteten.
Optimistisch gibt sich Kurt Demmer, Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank. Die Investitionstätigkeit der deutschen Industrie bleibe auch 2008 eine wesentliche Konjunkturstütze. Ein Ende des Investitionszyklus sei derzeit nicht in Sicht. Ein Beleg hierfür sei der nochmals steigende Anteil der Erweiterungsinvestitionen, insbesondere in den exportorientierten Branchen der deutschen Wirtschaft. Sehr positiv wertet Demmer die nochmals kräftige Ausweitung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die die mittelständischen Industriefirmen für 2008 planen.
Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young, sieht im Mittelstand einen eindeutigen Trend weg von Prozessauslagerungen ins Ausland. Während vor drei Jahren noch gut jedes zehnte Unternehmen die Auslagerung plante, geben heute nur noch 3% der Unternehmen an, in den nächsten zwei Jahren outsourcen zu wollen. Stattdessen planen 10% der Unternehmen die Reintegration von Unternehmensfunktionen und -prozessen. „Immer mehr Unternehmen denken darüber nach, Aufgaben, die sie ausgelagert haben, wieder selber zu erledigen. Sie erhöhen so ihre Flexibilität, minimieren Qualitätsprobleme und senken die Überwachungs- und Kontrollkosten“, interpretiert Englisch diese Trendumkehr.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse steht im Internet per Download zur Verfügung. Unseren aktuellen Podcast mit Statements der am Mittelstandspanel beteiligten Wirtschaftsexperten zum Anhören finden Sie hier. (BDI/ml)