In Deutschland sind mehr kleine Unternehmen im Ausland tätig, als bisher vermutet. Für die KfW-Bankengruppe ist das ein Beweis dafür, dass auch kleine und sogar Kleinstunternehmen ohne traditionelle Erfahrung mit Geschäften im Ausland dort zusätzliche Umsätze erzielen können. Die 34. Ausgabe der Publikationsreihe „WirtschaftsObserver online“ der Bank widmet sich deshalb ganz dem Thema „Internationalität des deutschen Mittelstandes“.
Danach exportiert mehr als jedes vierte mittelständische Unternehmen (28%) seine Waren oder Dienstleistungen. Bei den Unternehmen zwischen 10 und 50 Millionen Euro Jahresumsatz sind es sogar rund 66%. Selbst bei den Kleinstunternehmen unter 250.000 Euro Jahresumsatz sind es immer noch rund 20%. Besonders exportfreudig ist das Verarbeitende Gewerbe. Hier sind es vor allem die Bereiche Maschinenbau, Fahrzeugbau, Chemische und Kunststoffindustrie sowie die Hersteller von EDV, Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik. Aufgrund der verbesserten Möglichkeiten der Kommunikations- und Informationstechnologien hat sich auch die Zahl der auslandsaktiven Dienstleistungsunternehmen deutlich erhöht.
Aktiv ist der kleinere deutsche Mittelstand nicht nur im westlichen EU-Ausland, sondern auch in Osteuropa und in Asien. Er profitiert dort von den im Vergleich zu Deutschland deutlich höheren Wachstumsraten.
Neben der Ausfuhr von Produkten und Dienstleistungen sind rund 3% der Mittelständler mit Direktinvestitionen im Ausland aktiv. Unter den kleinen Mittelständlern mit bis zu 50 Mitarbeitern liegt dieser Anteil bei 2%, bei den größeren Mittelständlern bei fast 8%. Bei rund 75% der KMU liegen die Direktinvestitionen unter 10% der Gesamtinvestitionen der letzten fünf Jahre. Etwa ein Fünftel der Mittelständler sind jedoch mit bis zu 50 % ihrer Gesamtinvestitionen im Ausland engagiert.
Ähnlich wie bei den Exportaktivitäten unterscheidet sich die Neigung zu Auslandsinvestitionen beträchtlich zwischen den verschiedenen Sektoren: wieder ist vor allem das Verarbeitende Gewerbe im Ausland aktiv (6%), gefolgt von den Dienstleistern (3%), Bau (2%) und Handel (2%).
Die wichtigsten Gründe für ein Auslandsengagement sind für mittlere und kleine Unternehmen der Zugang zu neuen Absatzmärkten (78% aller Befragten), die Nähe zum Kunden (34%) und der Zugang zu Einkaufsmärkten (34%). Erst auf Platz vier folgt das Motiv, bei Personal- und Sachkosten (26%) zu sparen.
Für die meisten mittelständischen Unternehmen hat sich das Auslandsengagement gelohnt. Fast zwei Drittel der Unternehmen haben dieses in den letzten fünf Jahren ausgeweitet. Insgesamt schätzen international aktive Mittelständler ihre aktuelle und künftige Geschäftslage, insbesondere die Ertrags- und Beschäftigungslage, positiver ein als Unternehmen, die nur in Deutschland tätig sind.
Die Hürden für ein Auslandsengagement sind für mittlere und kleinere Unternehmen zwar immer noch höher als für Großunternehmen. Neue Technologien, die Erweiterung der Euro-Zone und die EU-Osterweiterung erleichtern aber auch mittleren und kleineren Unternehmen den Zugang zu internationalen Märkten.
Und es gibt gute Gründe, sich verstärkt im Ausland zu engagieren. So verzeichnen über 80% von ihnen einen wachsenden Konkurrenzdruck auf dem Heimatmarkt durch ausländische Wettbewerber. Zugleich sind die Wachstumsraten z.B. in den neuen EU-Ländern, Russland oder Ostasien deutlich höher als in Deutschland.
Um langfristig erfolgreich zu bleiben und vom Weltwirtschaftswachstum zu profitieren, lohnt es sich also auch für kleine und mittlere Unternehmen verstärkt internationale Märkte in ihre strategischen Überlegungen mit einzubeziehen. Mehr Details für interessierte Unternehmen bietet die April-Ausgabe der Broschürenreihe „WirtschaftsObserver online“. Sie steht kostenlos per Download zur Verfügung.