Im ersten Halbjahr sanken erstmals nicht nur die Unternehmensinsolvenzen, sondern auch die Verbraucherinsolvenzen. Das teilte der Verband der Vereine Creditreform am Donnerstag mit. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen beträgt demnach im ersten Halbjahr 2008 rund 14.400 Fälle. Das entspricht einem Rückgang von 5,1% seit dem ersten Halbjahr 2007. Insgesamt befassten sich die deutschen Gerichte im ersten Halbjahr mit 76.700 Insolvenzfällen – 7,5% weniger als im letzten Jahr.
Auch die Verbraucherinsolvenzen verzeichnen im ersten Halbjahr 2008 – zum ersten Mal seit Einführung der neuen Insolvenzordnung – eine Abnahme: Ihre Zahl sank gegenüber dem Vorjahr um 7,2% auf 48.350. Die sonstigen Insolvenzen (überschuldete Nachlässe, Insolvenzen von ehemals selbstständig Tätigen und Gesellschaftern) reduzierten sich im Jahresverlauf um 10,6% auf 13.950 Fälle.
Für Jubel über den Rückgang der Verbraucherinsolvenzen gibt es aber keinen Grund. Verantwortlich für den Rückgang ist nach Ansicht von Experten nämlich weniger eine Verbesserung der Situation der Überschuldeten in Deutschland als vielmehr die Kürzung der Beratungsmittel von Seiten der Gerichte.
Der Schaden durch die Unternehmensinsolvenzen beläuft sich für das erste Halbjahr 2008 auf insgesamt 15,3 Milliarden Euro und beträgt damit 0,9 Milliarden Euro weniger als noch vor einem Jahr. Davon entfällt der Löwenanteil – nämlich 10,2 Milliarden – auf private Gläubiger. Die durchschnittliche nicht mehr eintreibbare Forderungssumme pro Unternehmensinsolvenz beträgt für das erste Halbjahr 2008 rund 708.000 Euro. Im vergangenen Jahr waren es noch 711.000 Euro, die pro Insolvenz offen blieben.
Regionale Entwicklung
Die Entwicklung der Insolvenzzahlen sowohl bei Unternehmen als auch bei Verbrauchern verläuft je nach Bundesland und Region unterschiedlich. So nehmen in Westdeutschland die Unternehmensinsolvenzen nicht so stark ab wie in Ostdeutschland. Während sich im Westen die Konkurse von Betrieben um 2,7% auf 11.350 Fälle reduzierten (Vorjahr: 11.660), gingen die Insolvenzen im Osten um 13,4% auf 3050 betroffene Unternehmen (Vorjahr: 3520) zurück.
Auch bei den Rückgängen der Verbraucherinsolvenzen liegen die neuen Bundesländer deutlich vorne: So sanken die Insolvenzen von Privatpersonen im Osten um 14,9% auf 11.950 Fälle (1. Halbjahr 2007: 14.040), während im Westen nur ein leichter Rückgang um 4,4% auf 36.400 (1. Halbjahr 2007: 38.080) Fälle zu registrieren ist.
Eine noch genauere lokale Einschätzung erlaubt der Creditreform-Risiko-Indikators (CRI). Die Auswertung des CRI für das Gesamtjahr 2007 ergab, dass die Unternehmen im Kreis München mit einem CRI von 0,91 am wenigsten insolvenzgefährdet sind. Auf Platz zwei und drei folgen die Kreise Rottal-Inn und der Ostalbkreis. Dagegen liegt der CRI von Osterode im Harz bei 3,80 und markiert damit den Kreis mit der höchsten Insolvenzgefährdung. Den vorletzten Platz belegt die Stadt Herne mit einem CRI von 3,74.
Wirkung auf den Arbeitsmarkt
Der insolvenzbedingt drohende Verlust von Arbeitsplätzen verringerte sich parallel zur Abnahme der Unternehmensinsolvenzen um 12,5% und betrifft für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres 164.500 Menschen (Vorjahr: 188.000).
Entwicklung nach Branchen
Am deutlichsten abgenommen haben die Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe: Die Zahl der insolventen Betriebe sank innerhalb eines Jahres um 25,0% auf 1170 (Vorjahr: 1560). Der Handel hingegen verzeichnete einen Anstieg der Insolvenzen um 2,7% auf 3410 betroffene Unternehmen (Vorjahr: 3320).
Entwicklung nach Betriebsgröße, Umsatz und Betriebsalter
Bei den Rechtsformen dominieren nach wie vor die Kleingewerbetreibenden, obwohl ihr Anteil innerhalb eines Jahres von 55,5% auf 53,2% abnahm. Die Konkurse der GmbH legten hingegen zu, und zwar von 30,6 auf 32,8%. Mehr als jeder vierte insolvente Betrieb setzte weniger als 100.000 Euro im Jahr um. Ein weiteres Viertel (23,4%; Vorjahr: 23,9%) fällt in die Umsatzklasse zwischen 100.000 und 250.000 Euro. Ein Drittel (34,0%; Vorjahr: 34,0%) der Insolvenzen stellen Unternehmen, die nicht älter als vier Jahre sind. Die Zahl der insolventen Betriebe, die schon mehr als zehn Jahre am Markt agieren, nahm im Jahresverlauf leicht um 0,5 Prozentpunkte auf 34,6% ab.
Neugründungen sind schwieriger geworden
Die aktuellen Verschärfungen der Finanzierungsbedingungen treffen neu gegründete Unternehmen: Für 55,7% der jungen Unternehmen ist es schwieriger geworden, Investitionskapital zu erhalten. Höhere Fremdkapitalkosten und die gestiegenen Sicherheitsbedürfnisse der Gläubiger machen das Wachstum für Gründer teurer.
Nur 21% der neu gegründeten Unternehmen werden von einem weiblichen geschäftsführenden Gesellschafter geleitet. Deutlich aktiver als ihre männlichen Kollegen sind Gründerinnen im Einzelhandel (15,9% gegenüber 9,6% bei allen Gründungen) sowie im Sektor der personenbezogenen Dienstleistungen (9,9% gegenüber 7,1 %). Jedes zweite (49,4%) von einer Frau gegründete Unternehmen beschäftigt zumindest zwei Arbeitnehmer. Im Vergleich zum Durchschnittswert aller Gründungen liegt dieser Anteil aber 5 Prozentpunkte niedriger.