Rund 94 % aller Unternehmen in Deutschland werden von Einzelunternehmern oder Familienclans geleitet. Diese Familienunternehmen sind regional verankert und halten diesem Standort – oft seit der Gründung – auch die Treue. Das zahlt sich durchaus aus. Die enge Vernetzung mit Lieferanten und anderen Geschäftspartnern, aber auch mit den Kunden in der Region schafft gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit.
Hinzu kommen kurze Wege, informelle Kommunikaton und soziales Engagement vor Ort – ein erfolgreiches Rezept, das wieder deutlich an Attraktivität gewinnt. Familienunternehmen machen nur selten Schlagzeilen, deshalb wusste man über sie bislang recht wenig. Licht in dieses Dunkel bringt jetzt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die sich auf Daten von mehr als 6000 Unternehmen stützt.
Die Ergebnisse der Untersuchung im Einzelnen:
- Rendite: Ein Fünftel der Familienbetriebe wies im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2006 eine Umsatzrendite nach Steuern von über 10 % auf, von der allerdings noch das Einkommen der Eigner abzuziehen ist. Von den nicht familiendominierten Unternehmen kamen nur 13% auf einen solchen Spitzenwert, wobei die Managergehälter aber bereits als Kosten berücksichtigt sind.
- Jobmotor: Familienunternehmen haben in den Jahren 2004 bis 2006 rund 300.000 Stellen mehr geschaffen als die anderen Unternehmen.
- Innovationen: Während 28 % der nicht familienbestimmten Unternehmen kontinuierlich FuE betreiben und 25 % wenigstens gelegentlich forschen, beträgt der Anteil der Familienunternehmen mit FuE-Aktivitäten 13 bzw. 19 %. Ein Grund könnte der überdurchschnittlich hohe Anteil von Familienbetrieben im Dienstleistungs- und Bausektor sein, denn im Industriebereich geben Familienunternehmen sogar einen höheren Anteil ihres Umsatzes für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten aus, nämlich 3,5 %. Nicht-Familienunternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe kommen nur auf eine FuE-Quote von 2,5 %.
- Auslandsengagement: Familienunternehmen exportieren nur 8 % ihres Sortiments – andere kommen auf eine Ausfuhrquote von über 16%. Dieser Unterschied resultiert laut Experten des Kölner Instituts aber allein schon aus dem höheren Anteil an Handwerks- und Servicebetrieben unter den Familienbetrieben. Mittelständische Industrieunternehmen in Familienbesitz mit 10–50 Mio. Euro Jahresumsatz haben mit 31,6 % sogar eine höhere Exportquote als Nicht-Familienunternehmen mit 26,1 %.
- Heimatverbundenheit: Industriebetriebe in Familienhand erzielen nur 4,9 % ihres Umsatzes durch den Verkauf von Produkten, die ein ausländisches Zweigwerk herstellt – die restlichen Industriebetriebe kommen auf einen Anteil der Auslandsproduktion am Gesamtumsatz von immerhin 7,5 %. Nur 2,9 % der Belegschaften von Familienbetrieben arbeiten in der Ferne, bei den Nicht-Familienunternehmen sind es 5 %.
- Clusterbildung: Familienbetriebe erwirtschaften im Schnitt 50 % des Umsatzes im Umkreis von 50 Kilometern, bei den anderen Firmen sind es nur 34 %. Fast die Hälfte der Einkäufe werden ebenfalls in der Region getätigt, die anderen kaufen nur jedes dritte Produkt oder jede dritte Dienstleistung in der näheren Umgebung ein.
- Zukunftsaussichten: Knapp die Hälfte der Familienunternehmen hofft, dass sie sich am Stammsitz behaupten kann. Weitere 40 % wollen sogar noch zusätzlich investieren. 12 % der Familienbetriebe befürchten aber auch, dass sie am Heimatstandort schrumpfen werden oder ganz aufgeben müssen.
- Gesellschaftliches Engagement: Praktisch alle Firmeneigner engagieren sich sozial vor Ort, zum Beispiel durch Spenden an karitative Einrichtungen oder für örtliche Sportvereine.
- Nachfolgeregelung: Die Nachfolge ist für Familienbetriebe eines der größten Probleme. Einer der häufigsten Fehler ist die Aufteilung des Unternehmens oder zumindest die Machtverteilung unter mehreren Nachkommen. In der dritten Generation haben nur noch 14 % der Familienbetriebe einen einzigen Gesellschafter – Sachentscheidungen werden so immer komplizierter. Erfolgreiche Familienunternehmen verfügen daher über ein Familienmanagement, um Konflikte zu vermeiden oder so zu steuern, dass sie nicht das Unternehmen belasten.
Insgesamt scheint das Modell Familienbetrieb in letzter Zeit umso attraktiver zu werden, je deutlicher die Schwachstellen der börsennotierten Unternehmen mit ihren kurzfristig Strategien zu Tage treten. Mit diesem Pfund können Familienbetriebe mittlerweile auch ganz praktisch bei der Suche nach Fachkräften in Zeiten des demografischen Wandels wuchern – sie müssen für diese Stärke nur noch deutlicher in der Öffentlichkeit werben. Einen Vertrauensvorschuss besitzen sie schon lange (wir haben darüber vor Kurzem berichtet). (IW Köln/ml)