Der Wirtschaftsindikator des Münchner ifo-Instituts, das „ifo-Geschäftsklima“ für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands hat sich im Juli merklich von 101,2 Punkten auf 97,5 Punkte abgekühlt. Die Unternehmen sind mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage spürbar weniger zufrieden (105,7 Punkte nach 108,3 Punkten im Juni). Darüber hinaus schätzen sie auch die Entwicklung in den kommenden sechs Monaten wesentlich zurückhaltender ein (90,0 Punkte nach 94,6 Punkten im Juni. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der konjunkturelle Aufschwung zu Ende geht. Der saisonbereinigte Saldo für die gewerbliche Wirtschaft sank von 1,6 im Juni auf -5,7 im Juli.
Im verarbeitenden Gewerbe hat der Geschäftsklimaindex fühlbar nachgegeben. Die Zufriedenheit mit der derzeitigen Geschäftslage ist bei den Befragungsteilnehmern zurückgegangen. Außerdem rechnen sie mit einem schwächeren Geschäftsverlauf im kommenden halben Jahr. Das Exportgeschäft wird nach Ansicht der Industrieunternehmen nicht mehr ganz so stark expandieren. Ihre Einstellungsbereitschaft lässt etwas nach. Der saisonbereinigte Saldo sinkt damit von 8,1 im Juni auf 2,1 im Juli.
Auch im Einzel- und Großhandel ist der Geschäftsklimaindex deutlich gesunken. Die Handelsunternehmen bewerten sowohl ihre momentane Geschäftslage als auch ihre Aussichten für die nächsten sechs Monate klar schlechter als im Juni. Im Großhandel reduzierte sich der saisonbereinigte Saldo deshalb von 2,0 auf -7,3, im Einhelhandel von -6,7 auf -20,4.
Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima zwar etwas weniger stark eingetrübt. Dennoch wird die augenblickliche Geschäftslage auch hier ungünstiger eingestuft, und die Geschäftserwartungen wie im Vormonat bereits zurückgefahren. Deshalb ging der bereinigte Saldo für diese Branche von -19,0 auf -23,3 zurück.
Der Geschäftsklimaindikator im Dienstleistungsgewerbe Deutschlands bietet leider ein ähnlich trübes Bild. Der unbereinigte Saldo ist von 16,3 im Juni auf 9,9 im Juli gesunken. Bereits im Vormonat hatte er sich verschlechtert. Die befragten Dienstleistungsunternehmen bewerten ihre gegenwärtige Geschäftssituation (17,0) deutlich zurückhaltender als im Juni (25,0). Zudem hat ihre Zuversicht für die Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr zum vierten Mal in Folge nachgelassen (8,0 im Juni auf 3,0 im Juli). Den Personalbestand wollen die befragten Unternehmen vorsichtiger ausbauen als bislang.
„Der Aufschwung in Deutschland geht zu Ende. Noch arbeiten die Unternehmen die hohen Auftragsbestände ab, noch steigt die Beschäftigung. Im nächsten Jahr droht die deutsche Wirtschaft jedoch empfindlich in die altbekannte Wachstumsschwäche zurückzufallen.“ So kommentierte Werner Schnappauf, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI),heute kurz nach Bekanntgabe der Klimawerte den deutlichen Rückgang des Geschäftsklimaindexes. Der BDI sehe sich angesichts der aktuellen ifo-Daten in seiner gedämpften Konjunkturprognose für 2009 bestätigt. Der Industrieverband rechnet mit einem signifikanten Wachstumsrückgang im nächsten Jahr. (ifo/BDI/ml)