Die deutschen Unternehmen in den 20 einwohnerstärksten Städten Deutschlands sind überwiegend zufrieden mit den Rahmenbedingungen ihrer Stadt. Das ergab eine Standortstudie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, für die rund 2000 Unternehmen befragt wurden. Im Gesamtranking schneidet München allerdings am besten ab – vor Hannover und Düsseldorf.
Aus Sicht der Unternehmen machen vor allem eine gute Verkehrsanbindung und -infrastruktur, ein ausreichendes Angebot an qualifizierten Arbeitskräften und ein möglichst angemessenes Gehalts- und Lohnniveau einen guten Unternehmensstandort aus. Überdurchschnittlich wichtig ist den Unternehmen auch die Sicherheit in ihrer Stadt.
Beim wichtigsten Standortfaktor, der Verkehrssituation, schneidet Berlin am besten ab – vor Dortmund und Hannover. Eine ausreichende Zahl qualifizierter Arbeitskräfte bieten aus Sicht der Unternehmen vor allem München, Frankfurt und Düsseldorf. Mit dem Gehalts- und Lohnniveau sind hingegen die Unternehmen in Düsseldorf, Dortmund und Hamburg am zufriedensten.
Große Zustimmung findet die Qualität von und Nähe zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen: Im Durchschnitt aller Städte bewerten 94% ihre Stadt in diesem Punkt positiv, wobei München vor Stuttgart am besten abschneidet. Auch mit den kulturellen Angeboten und der Verfügbarkeit von Grünflächen zeigen sich die befragten Unternehmen ausgesprochen zufrieden. Relativ viel Kritik gibt es hingegen an der mangelnden Unterstützung durch die regionale Politik, hohen Miet- und Immobilienpreisen sowie hohen Lebenshaltungskosten.
Die Stadtverwaltungen von Köln, Nürnberg und Stuttgart bekommen von den Unternehmen vor Ort die besten Noten für ihre Arbeit. 84% der Kölner Unternehmen erteilen der Stadtverwaltung ein gutes Zeugnis. Am kritischsten beurteilen die Unternehmen in Dresden ihre Stadtverwaltung: Nur etwa die Hälfte – 51% – stellt ihr ein gutes Zeugnis aus. Im Durchschnitt aller Städte geben 68% der befragten Unternehmen ihrer jeweiligen Stadtverwaltung gute Noten. Generell legen die Städte Wert darauf, ein attraktives Unternehmensportfolio und Branchencluster am Ort zu haben. Es müsse aber nicht nur darum gehen, neue Unternehmen anzuwerben, sondern auch darum, den Unternehmen am Ort optimale Rahmenbedingungen zu bieten, warnen die Experten von Ernst & Young.
In etwa jedem zwölften Unternehmen wird derzeit über eine Standortverlagerung nachgedacht. „Dabei geht es meist nicht um eine Verlagerung ins Ausland, sondern eher ins nahe Umland“, stellt Janetschek fest. Oft bieten die bisherigen Standorte nicht genug Platz für die geplante Expansion. Auch niedrigere Standortkosten – etwa niedrige Gewerbesteuern – können ein Auslöser für solche Überlegungen sein. Besonders niedrig ist der Anteil der Unternehmen, die über eine Standortverlagerung nachdenken, in Frankfurt und Dresden (5%), wohingegen in Bonn (11%), Bielefeld und Wuppertal (jeweils 10%) offenbar besonders viele Unternehmen derartige Überlegungen anstellen.
Für die nicht ganz so gut platzierten Städte hat Michael Janetschek, Partner bei Ernst & Young, noch ein tröstendes Wort bereit: „Es gibt keine Verlierer – keine der analysierten Städte erhält insgesamt mehr schlechte als gute Noten. Die meisten Städte liegen im Gesamtranking sogar sehr nah beieinander, und es ist keineswegs so, dass die überdurchschnittlich wirtschaftsstarken Städte wie Frankfurt, München, Stuttgart oder Hamburg durchgehend eine besonders große Zufriedenheit der örtlichen Unternehmen aufweisen“, beruhigt Janetschek. „Denn den Vorteilen dieser Städte stehen oft auch hohe Immobilien- und Lohnkosten und ein stärkerer Wettbewerbsdruck gegenüber.“ Das gute Abschneiden Hannovers und Nürnbergs zeige darüber hinaus, dass auch kleinere Städte bei den Unternehmen punkten können. (Ernst & Young/ml)