Nach dem guten Start der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn hat sich ihre Lage nach Meinung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) im Laufe der letzten Monate etwas eingetrübt. Ursachen sind neben höheren Nahrungsmittel- und Ölpreisen schlechtere Konjunkturaussichten wichtiger europäischer Handelspartner wie Italien, Spanien und Großbritannien. Alles zusammen bremse die Nachfrage sowohl im Ausland als auch im Inland. Daher sei im zweiten Quartal von einer Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität auszugehen, so die Ökonomen des BMWi.
Sowohl die positive Entwicklung im ersten, wie auch die schlechtere Entwicklung im zweiten Quartal sind allerdings etwas überzeichnet, da sich die Sondereffekte – milder Winter und Abschaffung der degressiven Abschreibung – auf das erste Quartal steigernd und auf das zweite Quartal abschwächend auswirken. Beide Effekte sagen aber über die wirtschaftliche Kraft und künftige Entwicklungen nichts aus.
Tatsache ist aber: Die Produktion im Produzierenden Gewerbe schwächte sich in den letzten Monaten ab. Nach preis- und saisonbereinigt -1,0% im März und -0,2% im April kam es im aktuellen Berichtsmonat Mai zu einem deutlicheren Rückgang um 2,4 %.
Der private Konsum entwickelt sich nach leichter Belebung in den ersten Monaten dieses Jahres schleppend. Der verstärkte Preisauftrieb zehrt die durch die Erhöhung der Tariflöhne und -gehälter und den Beschäftigungszuwachs gewonnene Verbesserung der Kaufkraft weitgehend auf und belastet die Konsumneigung spürbar. Das zuletzt im Juni wieder spürbar eingetrübte Geschäftsklima im Einzelhandel und die neuerliche Stimmungsverschlechterung bei den Verbrauchern signalisieren keine Belebung des privaten Konsums.
Die Exportdynamik schwächte sich nach robustem Wachstum im ersten Quartal dieses Jahres zuletzt ab. Im Mai gingen die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen saisonbereinigt merklich zurück (-3,2 %) und blieben im Dreimonatsvergleich unverändert (+0,0 %). Ihren Vorjahresstand übertrafen die Exporte im Dreimonatsvergleich um +5,3 % (Ursprungszahl). Trotz der geringeren Außenhandelsdynamik sind aber weiterhin eher positive Wachstumsbeiträge des Außenhandels wahrscheinlich.
Der Arbeitsmarkt entwickelte sich bis zuletzt weiter positiv. Seine Dynamik nahm allerdings ab. Deutlich abgeschwächt hat sich im Zuge der nach dem milden Winter entsprechend schwächeren Frühjahrsbelebung insbesondere der Beschäftigungsaufbau. Die Zahl der erwerbstätigen Inländer erhöhte sich im Mai saisonbereinigt nur um 3000 Menschen, nachdem in den Monaten März und April noch Zuwächse von 51.000 bzw. 23.000 zu verzeichnen waren. Für die kommenden Monate zeichnet sich angesichts der konjunkturellen Verlangsamung eine geringere Dynamik am Arbeitsmarkt ab.
Der Verbraucherpreisindex erhöhte sich im Juni gegenüber dem Vorjahr um 3,3 % und erreichte damit den höchsten Stand seit Dezember 1993. Der stärkste Preisdruck ging dabei weiterhin von der anhaltenden Verteuerung von Heizöl und Kraftstoffen aus. Darüber hinaus trug der Anstieg der Preise für Nahrungsmittel im Vorjahresvergleich zum Preisauftrieb bei. Von den Arbeitskosten geht derzeit dagegen kein nennenswerter Kostendruck aus. Angesichts des auf den vorgelagerten Preisstufen zu verzeichnenden zunehmenden Preisdrucks und des anhaltenden Höhenflugs des Rohölpreises, dürfte der Verbraucherpreisanstieg zunächst auch hoch bleiben.
Genauer Daten und Detailangaben stehen im Internet als Tabelle zur Verfügung.
(BMWi/ml)