Einkommen von DAX-Vorständen unter der Lupe

Viel wurde in letzter Zeit über die Bezüge von DAX-Vorständen geschrieben – meist mit Empörung. Aber was ist wirklich dran, an den angeblich maßlosen Einkommen der Topmanager? Wirtschaftswissenschaftler Gunther Friedl vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre – Controlling der Technischen Universität München und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) haben die Vorstandsvergütungen der 30 DAX-Unternehmen wissenschaftlich seriös unter die Lupe genommen.

Demnach erhielt ein durchschnittliches Mitglied eines DAX-Vorstands im Jahr 2007 eine Vergütung in Höhe von 2,93 Millionen Euro. Die Gehälter der deutschen Manager sind damit im vergangenen Jahr durchschnittlich um 7,75% gestiegen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, in dem auch die fixen, erfolgsunabhängigen Bezüge relativ stark angestiegen sind, rührt der Anstieg in diesem Jahr vor allem von einem Anstieg der variablen Barbezüge her. Diese sind im Großen und Ganzen durch den Anstieg der Unternehmensgewinne begründet. Die Vorstandsvorsitzenden erhielten mit durchschnittlich 4,77 Millionen Euro 9,03% mehr als im Jahr 2006.

Die Vergütung besteht zum einen aus der fixen und der variablen Barvergütung. Diese machten im DAX im Jahr 2007 rund 26% bzw. 56%t der Gesamtvergütung aus. In 24 der 30 Unternehmen wurden außerdem Vergütungsbestandteile gewährt, die in irgendeiner Form vom Aktienkurs des Unternehmens abhängig sind. Die Ausgestaltung dieser aktienkursbasierten Vergütung reicht von der freiwilligen Zeichnung von Wandelanleihen über die Ausgabe von Bezugsrechten bis hin zur Ausgabe von echten oder virtuellen Aktien und Aktienoptionsplänen. Diese machten im Schnitt 18% der Gesamtvergütung aus, mit einem durchschnittlichen Gegenwert von 531.000. Euro pro Vorstandsmitglied. Dazu kommen noch Pensionszusagen und Einmalzahlungen, z.B. in Form von Abfindungen.

Im internationalen Vergleich hat die Vergütung in Deutschland inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht. Der Baranteil liegt über demjenigen in vergleichbaren Unternehmen in Frankreich, der Schweiz oder den USA. Allerdings spielen in Deutschland aktienbezogene Vergütungsbestandteile eine deutlich geringere Rolle als beispielsweise in den USA oder in der Schweiz.

Wirtschaftswissenschaftler Gunther Friedl  und die Schutzvereinigung sprechen sich beide dafür aus, dass die Unternehmen einen höheren Anteil der variablen Bezüge von längerfristigen Erfolgsschwellen abhängig machen. Dies könnte durch eine stärkere Vergabe von Aktien oder Stock Options erfolgen oder auch, indem die Tantiemen oder Boni nicht an einem einzelnen Jahresergebnis, sondern von Mehrjahres-Durchschnittskennzahlen abhängig gemacht werden. Einige Firmen, wie beispielsweise die Allianz und die Deutsche Bank, machen dies bereits vor.


Den Spitzenplatz bei der Vorstandsvergütung belegt erneut die Deutsche Bank. Ein einfaches Vorstandsmitglied verdiente dort 2007 durchschnittlich 7,55 Millionen Euro, davon 4,94 Millionen Euro in bar zuzüglich Aktienoptionen im Wert von 2,61 Millionen Euro. Mit einem ordentlichen Abstand folgt auf Platz 2 mit 4,67 Millionen Euro der Pharmakonzern Merck, bei dem sich vor allem das um über 250% gesteigerte Konzernergebnis positiv auf die variable Barvergütung ausgewirkt hat. Daimler und Siemens belegen die Folgeplätze mit ebenfalls noch durchschnittlich über 4,2 Millionen Euro.

Allerdings kaum nachzuzvolllziehen sei, laut Friedl, die satte Steigerung der durchschnittlichen Vorstandsvergütung des Tourismuskonzerns TUI um satte 85% auf 2,732 Millionen Euro. Der Konzern könne nach einem Konzernverlust im Jahr 2006 im darauf folgenden Jahr gerade mal ein leicht positives Konzernergebnis ausweisen.

Spitzenverdiener unter den Vorstandschefs war abermals Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der 9,45 Millionen Euro in bar und darüber hinaus Aktienoptionen im Wert von 4,53 Millionen Euro erhielt. Auf den Rängen zwei und drei folgen Daimler-Chef Dieter Zetsche mit insgesamt 10,01 Millionen Euro und Wolfgang Reitzle von der Linde AG mit insgesamt 8,06 Millionen Euro. Schlusslicht ist Postbank-Chef Wolfgang Klein mit 1,53 Millionen Euro.

Wirtschaftswissenschaftler Friedl und die DSW sprechen sich für eine stärkere Standardisierung jener Angaben aus, die das VorstOG (Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz) vorschreibt. Nichtsdestotrotz sei die Transparenz der Vorstandsvergütung in den 30 DAX-Unternehmen inzwischen recht hoch, so Friedl. Schaue man sich dagegen die 50 Unternehmen des MDAX an, stelle man fest, dass trotz positiver Ausnahmen die Transparenz dort bereits deutlich nachlasse.

Folgende Tabellen mit Ergebnissen der Untersuchung stehen kostenlos im Internet bereit:

(idw/ml)