Hamburg ist Spitzenreiter unter den Gründungszentren der Republik. Mehr als 10% der Hamburger zwischen 18 und 64 Jahren planen, innerhalb der nächsten drei Jahre ein Unternehmen zu gründen. Weitere 4% haben sich während der vergangenen dreieinhalb Jahre bereits selbstständig gemacht. Diese Zahlen entstammen einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Universität Hannover. Wie es scheint, lebt in der heutigen Hamburger Bevölkerung immer noch der alte Hanse-Geist in bester Tradition weiter. Leider ist Hamburg im Norden der Republik eine – allerdings rühmliche – Ausnahme.In den Regionen Oldenburg, Duisburg oder Dresden ist der Anteil der potenziellen Gründer und der Jungunternehmer nur halb so hoch wie in der Hansestadt. Generell zeichnet sich vor allem der süddeutsche Raum durch eine hohe Gründungsneigung aus. In München, Frankfurt am Main und der Rheinschiene fühlen sich besonders viele Menschen dazu berufen, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Im Ruhrgebiet sind die Gründungsaktivitäten hingegen deutlich unterdurchschnittlich. Die Arbeitsmarktforscher glauben, dass daran die Betriebsstruktur der Region schuld ist. In vorwiegend großbetrieblich strukturierten Regionen sei die Kultur der Selbständigkeit weniger ausgeprägt als in Regionen mit einem hohen Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen, so die Forscher.
Für den Gründungswillen ist das Bildungsniveau von besonderer Bedeutung, ergab die Studie. Hochqualifizierte Personen gründen häufiger ein Unternehmen als geringer qualifizierte. Besonders gründungsfreudig sind Ingenieure und Naturwissenschaftler. Deren High-Tech-Gründungen seien wichtig für die Erneuerung der regionalen Wissensbasis, wird in der Studie betont, denn Unternehmensgründungen fördern den strukturellen Wandel und das Wirtschaftswachstum einer Region. Deshalb gelte es, das Potenzial an Gründern zu erhöhen und die Umsetzung der Existenzgründung zu erleichtern.
Die Arbeitsmarktforscher raten deshalb der Politik, vor allem bürokratische Hemmnisse für Gründer abzubauen. Während man die Zahl potenzieller Gründer nur mittel- bis langfristig durch Investitionen in die Ausbildung beeinflussen könne, lasse sich der Anteil derjenigen, die ihr Gründungsvorhaben wieder aufgeben, durch den Abbau bürokratischer Hindernisse auch kurzfristig verringern, so die Begründung der Forscher.
Die IAB-Studie steht zum kostenlosen Download bereit. (IAB/ml)