Der General Manager von Kodak Deutschland, Andreas Lippert, mahnt im Interview mit dokulife zur Geduld: „Auch ein Media Markt plant langfristig – die ersten zwei bis drei Jahre sind immer mühsam.“ Lippert glaubt an den langfristigen Erfolg der Strategie: „Bei unseren günstigen Tintenpatronen wird es keine Refill-Tinte geben. Und die Hardware-Preise halten wir stabil.“
Die letzten Jahre waren für Kodak Deutschland wirtschaftlich turbulent. Wie steht Kodak 2008 da?
Besser denn je – es ist natürlich richtig, dass mit dem Rückgang der Analogfotografie auch für Kodak ein schmerzhafter Prozess der Repositionierung anstand. Jetzt sind wir aber mit digitalen Produkten wie On-Site-Printing, digitalen Trockenlabs, Kameras und Inkjet-Printern hervorragend für die Zukunft aufgestellt. Die Stückzahlenzuwachsraten waren 2007 im On-Site-Print-Bereich bei 120 %, bei den Kameras und Inkjet-Druckern sieht es ähnlich aus.
Wie stark ist Kodak Deutschland innerhalb Kodak – kleine Tochter oder wichtige Stütze im Konzern?
Europa ist natürlich neben den USA der wichtigste Markt für Kodak; in Europa selbst sind wir in der Rangliste der Top 3 neben England und Frankreich, mit starkem Zug in Richtung Spitzenplatz. Sicherlich hilft uns in Zukunft die Marktgröße von Deutschland.
Was ist ihr erfolgreichstes Produkt in Deutschland?
Wir setzen große Hoffnungen auf On-Site-Printing-Stationen, also Fotostationen wie sie bei den Drogerien DM oder Rossmann oder in der Elektronikkette Media Markt vorfinden. Der Markt entwickelt sich gerade. Mit 5000 On-Site-Printing-Stationen sind wir Marktführer in Deutschland. Weltweit hat Kodak 90.000 Stationen installiert – da ist noch viel Luft nach oben. Wir wollen mit einer neuen Einsteiger-Fotostation besonders kleinere Fotohändler, Schreibwaren- und Kopier-Shops aber auch den IT-Fachhandel angehen – überall dort, wo Kunden einfach und bequem Fotos selbst drucken wollen.
Was kostet denn eine On-Site-Installation, beispielsweise bei DM?
Eine marktübliche Konfiguration zwischen 4000 und 6000 Euro. Die neue Einsteigerklasse kostet rund 2000 Euro.
Ich bin Kioskbesitzer oder habe einen kleinen Laden – wie komme ich an die Fotostationen?
Generell läuft bei uns alles über den indirekten Vertrieb; der Kunde kauft also bei unseren Distributionspartnern. Es gibt drei verschiedene Finanzmodelle: Ich kaufe das Gerät, ich lease das Gerät oder, ganz neu: Ich bekomme die Hardware gestellt und finanziere sie komplett über die Verbrauchsmaterialien.
Fotos gibt es fast nur noch digital. Warum sollten Kunden noch Bilder ausdrucken?
Der Fotomarkt ist noch nicht voll erschlossen und ausgereift. Papierbilder haben weiterhin einen emotionalen Wert, der nicht über Online-Bildersammlungen ersetzt werden kann. Wichtig ist für Kunden die Weiterverarbeitung – die Option, selbst die Bilder zu gestalten, und z.B. ein Fotoalbum auszudrucken.
Warum werden trotz Digitalkamera-Boom vergleichsweise wenig Fotos zu Hause gedruckt?
Die Kritik der Kunden lässt sich einfach zusammenfassen: Zu teuer, zu komplex (besonders via Computer) – und die Qualität war lange Zeit nicht vergleichbar mit einem Fotodienstleister. Aber: Die Kritik ist nun weitestgehend entkräftet: Die Qualität stimmt, die Bedienbarkeit wird immer besser – und der Preis per Page sinkt beständig.
Gibt es Kernmärkte, die für die Inkjet-Drucker besonders wichtig sind? Warum Deutschland, ein Markt, der als sehr schwierig gilt, gleich von Anfang an offensiv angehen?
USA, UK und Deutschland gelten mit als die wichtigsten unserer Märkte. Wir fokussieren uns auf die Märkte, in denen auch die Konkurrenz „Big Business“ macht.
Und warum Media Markt?
Wenn wir die größten Player im Markt als Handelspartner überzeugen können, kommen die anderen auch nach. Jetzt haben wir unseren Distributionskanal erweitert, z.B. durch den CE-Fachhandel und den Otto-Versand. Wir sprechen auch im IT-Umfeld Handelspartner an – wenn sie für unsere Produkte entsprechend richtig aufgestellt sind.
Ging die Strategie bisher auf? Interne Media-Markt-Quellen sagen, dass der Verkauf der Inkjet-Drucker schleppend anlief.
Auch ein Media Markt plant langfristig. Die ersten zwei bis drei Jahre sind immer mühsam. Ich glaube, wir sind für den Media Markt interessant: Bei dem massiven Preisverfall ist das Verkaufen der Hardware weniger interessant. Und durch Refiller verliert man dann doch so manchen Kunden. Wir sind für den Handel interessant, da es die Refill-Tinte für Kodak bei den Marktpreisen nicht gibt. Das sind also ideale Voraussetzungen für eine langfristige Kundenbindung. Außerdem sagen uns die Handelspartner, dass sie aufgrund des geringen Seitenpreises Kunden erreichen, die viel und gerne drucken – und das ist ja auch unsere Zielsetzung. Kodak-Kunden kaufen also mehr Supplies, und somit hält der Kunde länger Kontakt mit dem Händler.
Was bringt die Zukunft bei Kodak?
Wir planen eine gute Hand voll neuer Druckermodelle, basierend auf Inkjet, beispielsweise ein Einsteigergerät mit einem interessanten Hardware-Preis unter 100 Euro. Die Strategie „günstige Verbrauchsmaterialien“ wird die gleiche bleiben. Wichtig ist für den Kunden, dass auch diese Geräte mit denselben Patronen arbeiten. Wir bieten ein Tintensystem, das unabhängig vom Druckertyp ist.
Wird es einen Farblaser-Killer geben – also einen Business-Tintenstrahler von Kodak?
Wir sehen uns den Bereich an – und wie Sie vielleicht wissen, haben wir eine starke Business-Einheit, die erfolgreich im grafischen Markt agiert. Wir stehen am Anfang der Inkjet-Vermarktung und wir beobachten den Markt. Hier gehen wir Schritt für Schritt voran und wenn sich für Kodak ein potenzieller Markt zeigt, werden wir ihn für unsere Geschäfte nutzen.
Woher kommt eigentlich das Inkjet-Know-how von Kodak?
Wir sind in diesem Bereich schon lange tätig, nur der Business-Ansatz war ein anderer. Die Inkjet-Technologie und die Filmbeschichtung sind traditionell ein Kernthema von Kodak.
Das Interview führte Oliver Jendro.