China werde nur wenig dauerhaften Nutzen aus dem globalen Event Olympiade ziehen können, prognostiziert das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Das Institut befragte zu diesem Thema rund 300 Analysten und institutionelle Anleger. Ihrer Meinung nach dürften auch Chinas Aktienmärkte kaum Impulse aus dem Sportereignis empfangen.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele hat die chinesische Wirtschaft – vor allem der Bausektor – von den öffentlichen Ausgaben zum Ausbau der Infrastruktur erheblich profitiert. Zu bezweifeln sei jedoch, dass diese Investitionen einen langfristigen Effekt für die Volkswirtschaft haben, argwöhnen die Experten. Die von solchen Großereignissen üblicherweise ausgehenden Werbeeffekte für Gastgeberländer dürften in China mit Blick auf die nächsten drei bis fünf Jahre nur begrenzt zum Tragen kommen, glauben die ZEW-Finanzmarktexperten. Nur etwas mehr als ein Drittel der Experten geht von leichten positiven Auswirkungen der Olympischen Spiele auf die chinesische Wirtschaft aus. Mehr als die Hälfte der vom ZEW befragten Experten sieht weder positive noch negative Effekte und somit keinen nachhaltigen Nutzen für die Wirtschaft. Von sehr positiven oder sehr negativen Effekten geht hingegen kein Analyst aus.
In den vergangenen Jahren hat auch die Aussicht auf die Olympischen Spiele ihren Teil dazu beigetragen, eine Aufbruchsstimmung in China zu erzeugen. Diese hat die Börsen in Shanghai und Hongkong bis Oktober 2007 auf Rekordwerte steigen lassen. Seither sind die Kurse jedoch wieder stark gefallen. So notierte in Hongkong der Hang Seng-Index zuletzt bei etwa 22.500 Punkten (nach über 30.000 Punkten im Oktober 2007) und der SSE Composite-Index in Shanghai bei etwa 2700 Punkten (nach einem Höchststand von über 6000 Punkten im Oktober 2007).
Die geringere Dynamik am chinesischen Aktienmarkt macht sich auch in den Antworten auf die Frage, wie deutsche Investoren chinesische Aktien in ihren Portfolios innerhalb des nächsten Jahres gewichten werden, bemerkbar. Etwa 35% der befragten Analysten rechnen mit einer Aufstockung von chinesischen Aktien in den Depots, wohingegen 22% von einer Reduzierung ausgehen. Der größte Anteil der Experten (43%) erwartet, dass die Gewichtung unverändert bleiben wird.
Vielversprechend an China ist für die vom ZEW befragten Analysten nicht der olympische Impuls, sondern die von einer robusten Inlandsnachfrage getragene dynamische Wirtschaftsentwicklung. Risiken sehen die Experten hingegen insbesondere in der hohen Inflation sowie in der Unsicherheit darüber, ob die Kursrückgänge der vergangenen Monate zu Ende sind oder ob weitere Korrekturen bevorstehen. Zudem schätzen mehr als die Hälfte der Finanzmarktexperten eine mögliche Einflussnahme der chinesischen Regierung auf die Aktienkurse als Risiko beziehungsweise großes Risiko ein.
(ZEW/ml)