Durch den demografischen Wandel und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit nimmt in den Betrieben die Zahl älterer Mitarbeiter stetig zu. Gleichzeitig erfordern technologische und strukturelle Veränderungen in der Arbeitswelt kontinuierliches Lernen. Dennoch zeigt eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), dass in Deutschland die Teilnehmerquote älterer Beschäftigter an Weiterbildungsmaßnahmen im Vergleich zu den europäischen Nachbarn zu gering ist.
Die Weiterbildungsbeteiligung Älterer wurde 2006 europaweit erstmalig im Rahmen des „Continuing Vocational Training Survey“ (CVTS3) ermittelt. Demnach hat durchschnittlich ein Viertel aller Beschäftigten, die 55 Jahre und älter sind, Weiterbildungskurse besucht. Spitzenreiter ist die Tschechische Republik mit einer Teilnahmequote von 54%. Deutschland und Österreich nehmen im europäischen Ranking mit einer Teilnahmequote von 21% nur den 16. Platz ein und liegen damit hinter allen Ländern Nord- und Westeuropas.
Im BIBB-Forschungsprojekt „Weiterbildungskonzepte für das spätere Erwerbsleben“ wurden Personalverantwortliche in Unternehmen nach Weiterbildungsangeboten für ältere Beschäftigte befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass spezielle Weiterbildungsangebote für Ältere nur in Ausnahmefällen sinnvoll sind. Dazu gehören z.B. Seminare oder Workshops zu Themen wie Altersteilzeit und Vorruhestand oder solche, in denen ein generationsspezifischer Nachholbedarf besteht, wie z.B. bei den Informations- und Kommunikationstechniken. Altersgruppenbezogene Maßnahmen bieten sich auch im Rahmen der Personalentwicklung an.
Sehr viel wichtiger als spezielle Bildungsangebote für Ältere ist hingegen eine kontinuierliche Weiterbildung über den gesamten Berufsverlauf. Dies setzt eine entsprechende Beschäftigungspolitik und eine lernfreundliche Arbeitsorganisation in den Betrieben voraus. Kontinuierliches Lernen ist dort möglich, wo
- ältere Arbeitnehmer in innovativen Bereichen tätig sind,
- eine Lernkultur existiert, die Lernen während des gesamten Berufsverlaufs zur Selbstverständlichkeit macht und
- ältere Beschäftigte davon überzeugt sind, dass ihr Wissen gefragt ist.
Durch eine veränderte betriebliche Lernkultur könnten Voraussetzungen geschaffen werden, unter denen ältere Beschäftigte verstärkt von Weiterbildungsangeboten profitieren.
Ergebnisse der aktuellen CVTS3-Auswertungen sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Potenzialen, zum Lernen und zur Weiterbildung Älterer werden im Rahmen der BIBB-Fachtagung „Weiterbildung älterer Beschäftigter – Konzepte und Handlungsfelder“ am 3. und 4. September 2008 in Bonn vorgestellt und diskutiert. Nähere Informationen und eine Seite für die Online-Anmeldung zur Veranstaltung stehen im Internet bereit. (idw/ml)