Entgegen der Hoffnung vieler Börsenexperten scheiterte der US-Rettungsplan für die von Bankrotten bedrohten Banken in den USA am späten Abend im Repräsentantenhaus vor allem an den Stimmen der Republikaner. Während 205 Parlamentarier dem Rettungsplan zustimmten, lehnten 228 die Pläne ab. Nach Bekanntwerden der Ablehnung erlebte die Wall Street den größten Kurseinbruch ihrer Geschichte mit teilweise dramatischen Szenen auf dem Parket.
Noch in der Nacht verzeichneten auch die Börsen im asiatischen Raum Verluste zwischen rund 3,5 und 4,5%. Viele Aktienkurse asiatischer Unternehmen mit hohem Exportanteil fielen dramatisch.
Im Vorfeld der Abstimmung hatte Präsident George W. Bush Gerüchten entsprechend in Telefonaten die Abgeordneten persönlich umzustimmen versucht – erkennbar ohne Erfolg.
Die Gegner der Pläne im Repräsentantenhaus kritisierten vor allem, dass die gigantischen Kosten den Bürgern aufgebürdet werden sollen, indem der Staat dafür aufkomme. Außerdem lehnen viele von ihnen staatliche Eingriffe in den Markt generell ab.
Der US-Leitindex Dow Jones erlitt in Folge der Entscheidung in Washington den höchsten Tagesverlust seit Bestehen des Index. Nur kurz nach dem Bekanntwerden der Ablehnung stießen viele Aktionäre ihre Papiere ab und kauften im Gegenzug sichere Staatsanleihen. Das bescherte dem Dow Jones einen Verlust von über 777 Punkten. Derart hohe Verluste verzeichnete der Index nicht einmal am 11. September 2001.
Bush will nun weitere Initiativen einleiten. Finanzminister Henry Paulson und zahlreiche demokratische Abgeordnete zeigen sich weiteren Verhandlungen nicht abgeneigt. Dennoch scheint derzeit Unklarheit über das weitere Vorgehen zu bestehen. Viele Experten halten eine Panik und globale Auswirkungen nach dem Scheitern des Rettungsplans für wahrscheinlich. Eine Folge könnten steigende Kosten für Rettungsmaßnahmen zum Beispiel in Deutschland sein. (ml)