Obwohl erfolgreiche Gründungen ein extrem wichtiger Faktor für eine florierende Wirtschaft sind, gab es bisher in Deutschland nur relativ wenig gesicherte Daten über deren langfristige Entwicklung. Woran scheitern Gründungen? Wann entstehen besonders viele Jobs? Eine neue Erhebung der KfW Bankengruppe in Zusammenarbeit mit Creditreform und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) soll jetzt Licht in die Zusammenhänge bringen. Am Montag erschien der erste Bericht des KfW/ZEW-Gründungspanels. Seit heute steht er als Download kostenlos zur Verfügung.
Das KfW/ZEW-Gründungspanel verfolgt die Entwicklung neu gegründeter Unternehmen über mehrere Jahre und stellt ein breites Spektrum unternehmens- und personenspezifischer Informationen bereit. Grundlage der jährlich rund 6000 Unternehmen umfassenden Stichprobe sind so genannte wirtschaftsaktive Gründungen. Die spezifische Schichtung der Stichprobe ermöglicht erstmals branchenspezifische Analysen auch für die kleine, aber volkswirtschaftlich außerordentlich bedeutsame Gruppe der technologieintensiven Gründungen. Das KfW/ZEW-Gründungspanel, das künftig jährlich erhoben, ausgewertet und veröffentlicht wird, soll die Informationsgrundlage für die Gründungsförderpolitik verbessern und die Gründungsforschung in Deutschland befruchten.
Bei der Vorstellung des Gründungspanels wurden Ergebnisse der ersten Erhebung bekannt gegeben, die von Mai bis August bei Unternehmensgründungen aus den Jahren 2005 bis 2007 stattfand.
Danach hatten junge Unternehmen zum Gründungszeitpunkt im Durchschnitt 2,4 Vollzeitarbeitsplätze. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl aller rund 240.000 wirtschaftsaktiven Unternehmen entspricht dies knapp 600.000 Vollzeitarbeitsplätzen je Gründungsjahrgang (Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2007). Dabei starten Gründungen, die mit innovativen und technisch neuartigen Produkten und Dienstleistungen an den Markt gehen, mit mehr Beschäftigten und wachsen schneller als andere Gründungen. Auch das Humankapital der Gründer in Form von Ausbildung und unternehmerischer Erfahrung hat einen positiven Einfluss auf die Gründungsgröße und das Beschäftigungswachstum.
Um sich von der Konkurrenz abzuheben und eine Lücke im Markt zu finden, versuchen fast 70% der Gründungen, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten und sich stark an die Kundenwünsche anzupassen. Häufig kombinieren die jungen Unternehmen auch diese beiden Strategien zu einer qualitätsorientierten Nischenstrategie. Nur 34% sehen ihren Wettbewerbsvorteil in niedrigeren Preisen ihrer Produkte und Dienstleistungen.
Insbesondere Gründungen, die kontinuierlich FuE betreiben, verfolgen häufiger eine Produktdifferenzierungs- oder Nischenstrategie als eine reine Preisstrategie. „Einen Kostenwettbewerb mit bestehenden Unternehmen können Neugründungen kaum gewinnen – zu schwer wiegen die Erfahrungsvorteile der alteingesessenen Konkurrenz. Für junge Unternehmen ist es aussichtsreicher, sich mit auf den jeweiligen Kunden zugeschnittenen Produkten und Dienstleistungen am Markt zu etablieren und ausgehend von solchen Nischen sich Schritt für Schritt einen erweiterten Kundenstamm aufzubauen, “ rät deshalb ZEW-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Franz.
Nahezu alle (95%) im Jahr 2007 gegründeten Unternehmen benötigen finanzielle Ressourcen für die Aufnahme des Geschäftsbetriebs, wobei das Gros (56%) zusätzlich auch vorhandene Sachmittel, wie das eigene Auto, nutzt. In vielen Fällen werden jedoch nur sehr niedrige Sach- und Finanzmittel benötigt. Gut zwei Drittel (62%) aller Gründungen nutzen eigene Mittel (Ersparnisse, Rücklagen) der Gründer. Besonders High-Tech-Gründungen des Verarbeitenden Gewerbes greifen in hohem Maße darauf zurück (71%). Nur rund 35% aller wirtschaftsaktiven Gründungen setzen auch externe Finanzierungsmittel ein, wobei der durchschnittliche Mitteleinsatz dann bei rund 32.000 EUR liegt. Innerhalb des gesamten externen Finanzierungsvolumens machen längerfristige Darlehen von Banken und Sparkassen mit einem Volumenanteil von 45% den Löwenanteil aus.
Inanspruchnahme und Volumen der verschiedenen Finanzierungsquellen differieren erheblich zwischen den Wirtschaftszweigen. So nutzen beispielsweise High-Tech-Gründungen, die auf externe Mittel zurückgreifen, überdurchschnittlich häufig Beteiligungskapital (3% aller High-Tech-Gründungen gegenüber 1,5% aller nicht technologieintensiven Gründungen).
Der vollständige Bericht des Panels bietet noch eine Fülle weiterer Daten und Ergebnisse. (KfW/ml)