Menschen mit Ideen sind nicht immer geborene Unternehmer und Unternehmer nicht immer brillante Erfinder. Aber erst wenn beide zueinander finden, blüht das Geschäft. Deshalb versucht jetzt ein österreichisches Start-up-Portal diese beiden Gruppen zusammen zu bringen. Der Ideen-Marktplatz brainfloor.com verspricht ideenreichen Besuchern aber nicht nur einen Kontakt zu ideenhungrigen Unternehmen, sondern auch ein zusätzliches Einkommen – und ist damit selbst ein Paradebeispiel einer ungewöhnlichen Geschäftsidee.
Die beiden Gründer des Portals, Reinhard Karner (im Bild rechts) und Marcus Berthold, verdienen bereits seit rund acht Jahren ihr Geld als professionelle Ideencoaches und Innovationsberater. Sie bilden zum Beispiel Ideenmanager an der Fachhochschule Kufstein in Tirol aus.
Zu ihrer Portalidee wurden sie durch Firmenkunden inspiriert, die erfolgreich Ideen aus ihrem eigenen Kundenbereich umgesetzt hatten. Der Pfiff bei diesen Lösungen bestand darin, dass die Ideen der Laien eine ganz andere Denkweise offenbarten, als die klassische „Profisicht“ der Marketingexperten der Firmen, aber gerade dadurch neue Kundenpotenziale erschlossen.
Das Portal brainfloor.com will Unternehmen das Potenzial der querdenkenden Amateurerfinder nicht nur systematisch erschließen, sondern die Ideenlieferanten gleichzeitig am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben lassen. Das Konzept, dem sich die Macher von brainfloor.de verschrieben haben, nennt sich „Open Innovation“ und ist ein Bestandteil der Community-Struktur des sogenannten Web 2.0. Open Innovation wird seit einiger Zeit auch von den ganz Großen der Wirtschaft genutzt, darunter vom Suchmaschinenbetreiber Google, der nach diesem Prinzip seine Fangemeinde im Internet um Ideen zu einer perfekten Handysoftware bat und rund 2000 Ideen zugeschickt bekam.
Beim Ideen-Marktplatz brainfloor.com können Unternehmen gezielt nach solchen Marketing- und Produktideen suchen. Dazu „ordern“ sie beim Portal eine von ihnen gewünschte Menge Ideen, ähnlich, wie Unternehmen bei Adresshändlern Kontaktadressen für Mailings kaufen können. Die Aufgabenstellung wird dann als Anfrage an mögliche Ideenlieferanten in das Portal gestellt. Ideenreiche brainfloor-Besucher können nun diese Anfrage mit eigenen Ideen beantworten.
Sichtbar sind diese nur für das suchende Unternehmen. Das ist wichtig, denn sonst könnte eine solche Anfrage auch von möglichen Konkurrenten im Markt mitbenutzt werden. Durch eine Vorbewertung werden unsinnige Ideen vom Verfahren ausgeschlossen. Wer eine sinnvolle Idee einreicht, erhält einen „Brainchip“. Diese Bonuspunkte lassen sich – ähnlich wie Bonuspunkte bei Rabattprogrammen – in Sachwerte eintauschen. Der Lieferant der jeweils besten Idee wird an den Projekteinnahmen des Portals beteiligt und erhält dann richtiges Geld.
Da die Ideen von den Ideenbringern nicht ausgearbeitet sein müssen, ist die Entlohnung ein leicht verdientes Zubrot. Bei den Unternehmen wiederum stoßen diese von außen kommenden Ideen in der Regel ganz neue Innovationsketten an, selbst wenn unter ihnen keine umsetzbare Idee zu finden sein sollte. Oft sind die besten Ideen aber auch so ausgereift, dass sie mit wenig Anpassungen direkt umgesetzt werden können. In jedem Fall aber erhalten die Unternehmen einen Strauß frischer Ideen, den auch das produktivste Brainstorming mit internen Mitarbeitern nicht hervorbringen kann. (ml)