Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet für das Jahr 2008 noch mit einem geringfügigen Absinken der Firmenpleiten auf 29.000. Allerdings werde sich die seit fünf Jahren rückläufige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen im kommenden Jahr nicht fortsetzen, warnen die Experten des BVR vor zu großem Optimismus.
Sie vermuten vielmehr, 2009 werde die Zahl der Firmenpleiten um 4% auf 30.300 ansteigen. Bei den Privatinsolvenzen sei demgegenüber aufgrund der weitgehend stabilen Arbeitsmarktlage kein deutlicher Anstieg zu erwarten.
Der Grund für den vermuteten Anstieg von Firmeninsolvenzen liege, so der BVR, in der erheblichen wirtschaftlichen Abschwächung seit dem zweiten Halbjahr 2008. Da sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung mit einer Verzögerung von etwa einem Quartal im Insolvenzgeschehen widerspiegele, wirke sich der Abschwung erst in den Insolvenzzahlen des Jahres 2009 aus.
Trotz der Finanzkrise und ihrer aktuellen Zuspitzung seien die Sorgen vor einer Kreditklemme und damit negativer Rückwirkungen für die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland übertrieben, versuchen die BVR-Experten abzuwiegeln. Vorhandene Statistiken und Umfragen ließen seit Beginn der Finanzkrise keine wesentliche Verschlechterung der Kreditkonditionen erkennen. Das Wachstum der Kredite an inländische Nichtbanken habe sich nach den jüngsten Zahlen vom August sogar auf dem höchsten Stand seit dem Sommer 2001 befunden. Zudem hätten viele Unternehmen im klingenden Aufschwung ihre Selbstfinanzierungskraft merklich stärken können. Von den externen Finanzierungsbedingungen werde auch in den kommenden Monaten keine deutliche Verstärkung der Insolvenzgefahr gewerblicher Unternehmen in Deutschland ausgehen. Gegen eine spürbare Verschärfung der Kreditvergabebedingungen sprechen aus Sicht des BVR der intensive Wettbewerb der Banken und die aktuelle erhebliche Lockerung der Geldpolitik.
Die Entscheidung der Bundesregierung, lediglich selektive Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur zu ergreifen und auf ein breit angelegtes Konjunkturprogramm zu verzichten, sei grundsätzlich richtig, glauben die Ökonomen des Verbands. Breit angelegte Programme brächten erfahrungsgemäß nicht die erhoffte Wirkung, gefährdeten aber die erforderliche mittelfristige Haushaltskonsolidierung. Diese Gefahr bestehe allerdings auch bei den von der Regierung geplanten branchenbezogenen Programmen.
Der BVR empfiehlt den Wirtschaftspolitikern daher, zusätzlich Maßnahmen zur Verbesserung der Angebotsbedingungen zu beschließen, um die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit der Unternehmen auch im Abschwung zu stärken.
Gefragt seien Maßnahmen zur Rückführung bürokratischer Lasten. Allein aufgrund der so genannten Hand- und Spanndienste, der Berechnung und Abführung von Lohnsteuer und Sozialabgaben durch die Unternehmen, entstünden der Wirtschaft Kosten von gut 6 Milliarden Euro. Hier könne die Politik den Unternehmen und insbesondere den Mittelstand durch Bürokratieabbau leicht zur Seite stehen, ohne dass dies die Ausgaben der öffentlichen Haushalte erhöhe.
Die Studie “Special Nr. 15/2008″ des BVR steht als Download kostenlos zur Verfügung. (BVR/ml)