Unter 17 Industrieländern landet Deutschland hinsichtlich seiner Innovationsfähigkeit nur auf dem achten Platz. An der Spitze stehen Schweden, die USA, die Schweiz, Finnland und Dänemark, die Schlusslichter bilden Spanien und Italien. Bei der Leistungsfähigkeit des Bildungssystems liegt Deutschland auf dem drittletzten Platz. Das ergaben Untersuchungen zum „Innovationsindikator“, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin bereits zum vierten Mal für die Telekom Stiftung und den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ermittelte.
Mit vergleichsweise großem Abstand zur Spitzengruppe reicht das eng beieinander liegende Mittelfeld des Rankings, zu dem auch Deutschland erneut zählt, von Japan auf Platz 6 bis Irland auf Platz 15. Wie in den Vorjahren bescheinigt das DIW den deutschen Unternehmen zwar hohe Innovationskraft, lobt den intensiven Wettbewerb und stellt die produktive Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft positiv heraus. Als Innovationsbremsen für den Innovationsstandort Deutschland benennt die Studie aber die Schwächen des Bildungssystems, die zu geringe Zahl an Akademikern, der Mangel an Risikokapital und die starke Regulierung.
„Das deutsche Bildungssystem produziert immer noch zu wenige Akademiker“, warnt DIW-Expertin Heike Belitz, eine Mitautorin der Studie. „Der akute Fachkräftemangel wird sich dadurch noch verschärfen.“ Dies gelte auch für die innovationsstarken Länder Bayern und Baden-Württemberg, deren Bildungssystem im internationalen Vergleich ähnlich schwach bewertet wird wie das deutsche Bildungssystem insgesamt.
Außerdem seien zu wenige Frauen in Deutschland am Innovationsprozess beteiligt. Hochqualifizierte Frauen sind in Deutschland vorwiegend im wenig innovativen Bereich der öffentlichen Dienstleistungen beschäftigt. „Hier liegt ein enormes Potential brach“, stellt die Expertin fest.
Als Forschungsstandort steht Deutschland vor allem im Wettbewerb mit westeuropäischen Ländern: Die wichtigsten Konkurrenten sind die Nachbarländer Österreich, die Schweiz und Frankreich. Die Bedeutung von Nordamerika als Forschungsstandort für deutsche Unternehmen ist seit den 90er Jahren deutlich zurückgegangen, spielt aber immer noch eine zentrale Rolle. Generell gilt: Auslandsforschung basiert auf leistungsfähiger Forschung in Deutschland, das heißt deutsche Unternehmen lenken ihre Forschungsaktivitäten im Ausland vor allem in jene Bereiche, in denen sie seit langem intensiv forschen.
Warnzeichen für den deutschen Forschungsstandort zeigen sich in der Telekommunikationstechnik, Pharma und Biotechnologie. „In diesen Feldern intensivieren deutsche Unternehmen ihre Auslandsforschung aus einer Position der Schwäche im Inland“, sagte Heike Belitz. (DIW/BDI/ml)