Zum zweiten Mal hintereinander ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland gesunken. Damit steht nach amtlicher Definition fest: Deutschland steckt in einer Rezession. 0,5% beträgt der Rückgang des BIP im dritten Quartal 2008 gegenüber dem zweiten Quartal nach Preis-, Saison- und Kalenderbereinigung. Im ersten Quartal 2008 war die Wirtschaftsleistung noch um 1,4% gestiegen, im zweiten Quartal aber bereits um 0,4% gesunken. Ausführliche Ergebnisse will das Statistische Bundesamt am 25. November bekanntgeben.
Gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahres nahm das BIP im dritten Quartal 2008 preisbereinigt um 1,3% und kalenderbereinigt um 0,8% zu. Dieser recht deutliche Unterschied ist die Folge eines Arbeitstags mehr im dritten Quartal 2008 verglichen mit dem dritten Quartal 2007.
Im saisonbereinigten Vorquartalsvergleich kamen im dritten Quartal 2008 aus dem Inland positive Wachstumsimpulse, die auf einen leichten Anstieg der privaten und öffentlichen Konsumausgaben sowie zunehmende Vorräte zurückzuführen waren. Bei stark zunehmenden Importen und sich abschwächenden Exporten ging vom Außenbeitrag eine negative Wirkung auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts aus.
Die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2008 wurde von 40,5 Millionen Erwerbstätigen erbracht, das waren 582 000 Personen oder 1,5% mehr als ein Jahr zuvor.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos wies in einer ersten Stellungnahme darauf hin, dass zumindest die Entwicklung der Beschäftigtenbilanz noch positiv verlaufe. Im dritten Quartal 2008 waren immerhin rund 586.000 Menschen mehr erwerbstätig als im Vorjahr.
Im Übrigen sieht er die deutsche Wirtschaft einem starken Belastungstest ausgesetzt. Allerdings helfe den Deutschen der rückläufige Ölpreis und die Entlastung beim Eurokurs im Kampf gegen den Abschwung. Schlüssel zur Überwindung der Nachfragschwäche im eigenen Land bleibe aber die Stärkung des Zukunftsvertrauens und der Kaufkraft der privaten Verbraucher. Wer das erreichen wolle – ohne die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu gefährden – müsse für eine durchgreifende Steuerreform eintreten – schnell, konsequent und vor allem mit Blick auf die Entlastung der Normalverdiener. (Statistisches Bundesamt/BMWi/ml)
MittelstandsWiki meint: Willkommen in der Realität. In den letzten Wochen konnten an das Ausbleiben einer handfesten Rezession wirklich nur noch sehr naive Gemüter glauben. „Think positive“ ist in normalen Zeiten ein gutes Rezept, in Krisen verleitet es zu viele Menschen dazu, sich vor rechtzeitigen Konsequenzen zu drücken und die Welt rosa bis knallrot zu träumen. Ein Beispiel dafür sind die (Alb-)Traumforderungen der Gewerkschaften, allen voran die Bahngewerkschaften mit ihrer 10%-Forderung. Ja, hallo – wo leben diese Traumtänzer eigentlich? Gut, dass es auch in Gewerkschaftskreisen noch ein paar Realisten gibt, wie der Tarifkompromiss der Metaller gerade eben positiv bewies. (ml) |