Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise beschert Hotels und Fluggesellschaften teilweise massive Einbrüche. Dennoch sind die Aussichten für das nächste Jahr besser als allgemein befürchtet, wie die aktuelle Deloitte-Studie „Hospitality Vision – European Performance Review“ zeigt. Viele Hotelketten wollen investieren und expandieren. Als besonders zukunftsträchtig gelten die Türkei und die Ukraine. Deutschland weist mit einem Besucherzuwachs von 3,3% bis August 2008 eine gute Bilanz auf und will diesen Trend mit einer Marketingoffensive im nächsten Jahr sogar noch verstärken.
Europa – so die Experten von Deloitte – ist als Reiseziel spitze. Aber auch Europa als Ganzes kann sich sehen lassen: Im Jahr 2007 besuchten 485 Millionen Menschen europäische Destinationen. Das sind 54% aller Reisenden weltweit. Erstaunlicherweise – und obwohl auch die Hotellerie im Zuge der globalökonomischen Krise Rückschläge hinnehmen muss – bleiben die Hotelreservierungen auch nach September 2008 relativ stabil.
Innerhalb Europas ziehen die Mittelmeerländer die meisten Touristen an. Das stärkste Wachstum bis August 2008 weisen Mittel- und Osteuropa auf. Shootingstar des vergangenen Jahres ist Serbien mit einem Besucherplus von 48,5%. Für Deutschland sehen die Zahlen ebenfalls ermutigend aus: 2007 kamen 24,4 Millionen Touristen – ein Zuwachs von 3,6%. Bis August 2008 waren es noch einmal 3,3%. Mit einer Imagekampagne, die auf Entspannung sowie einen Mix aus Kultur und Natur setzt, will das Land den Positivtrend fortsetzen und die schwierigen Zeiten überstehen. Einen massiven Ausbau des Tourismussektors plant die Türkei. Schon heute liegt das Land auf Platz neun der weltweiten Top-Ten-Destinationen. Die Ukraine belegt mit einem 22-prozentigem Besucherwachstum Rang acht.
Der durchschnittliche revPAR (Revenue per available Room) in Europa stieg bis September 2008, bei insgesamt sinkender Zimmerreservierung, um fast 11%. Im September, zum Zeitpunkt des vollen Ausbruchs der Finanzkrise, fiel er jedoch auf 6,7% ab. Den höchsten revPAR erzielt Paris (191 Euro), die höchste Belegungsrate London (81,4%).
Dabei sorgt der starke Euro für eine ungleiche Ausgangssituation für Reisende von inner- und außerhalb der Eurozone: Für Letztere sind Hotelzimmer im Euroland deutlich teurer geworden. In Berlin stiegen die Preise um 6,3%, die Belegung sank bis September 2008 um 2,1%. Daraus resultiert insgesamt ein revPAR-Anstieg von 4% auf 62 Euro. Vor allem die Besucheranzahl aus dem Inland mit traditionell starkem Anteil an der Gesamtmenge sank. Die Feiern zum 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls, zum 60-jährigen Geburtstag der Bundesrepublik Deutschland sowie die World Athletics Championships im nächsten Jahr lassen jedoch auf einen Aufwärtstrend hoffen.
2007 betrug die Investitionssumme in europäische Hotels 21 Milliarden Euro. Mit Aufkommen der Finanzkrise sank diese auf fünf Milliarden Euro. Dennoch ist die Lage nicht so schlecht, wie sie sein könnte: Einige Investoren haben ihre Aktivitäten zwar auf Eis gelegt, andere aber setzen sie ungeachtet fort.
Im Gegensatz zur Hotelbranche sind die Aussichten für europäische Fluggesellschaften eher schlecht: Die Gewinne werden voraussichtlich von 2,1 Mrd. US-Dollar auf 300 Mio. US-Dollar sinken. Auch wenn der Ölpreis derzeit fällt, ist langfristig nicht mit günstigen Energiepreisen zu rechnen. Viele Airlines streichen deshalb ihre Flugpläne zusammen, setzen kleinere Maschinen ein und fliegen bestimmte Hubs nicht mehr an. Auch die Konsolidierung wird sich weiter verschärfen. Ein positiver Aspekt ist das Open Skies Agreement für Flüge zwischen Europa und den USA. Experten rechnen mit 26 Millionen Passagieren in den nächsten fünf Jahren.
Trotz Finanzkrise prognostizieren die Macher der Studie aber schon für das Jahresende wieder ein Wachstum von 1,2% in der Eurozone. Die Hotellerie sei in den vergangenen Monaten zwar stark in Mitleidenschaft gezogen worden, zeige sich jedoch stabiler als erwartet. Angesichts der zyklischen Natur einer Konjunktur hätten Hotelbetreiber jetzt die Chance, neue Businessperspektiven zu erschließen und gestärkt aus der Krise hervorzugehen, ermuntern die Experten.
Die komplette Studie steht als kostenloser Download zur Verfügung. (ots/ml)