Den europäischen Verbrauchern stehen insgesamt acht Billionen Euro für den Konsum zur Verfügung. Staatliche Leistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Renten sind hier inbegriffen. Damit liegt die Kaufkraft im Durchschnitt bei 12.500 Euro pro Person. Allerdings sind die Unterschiede im Ländervergleich beträchtlich. In Moldawien, dem Schlusslicht im aktuellen Ranking, haben die Menschen knapp 800 Euro pro Person zur Verfügung, in Liechtenstein, das Platz eins belegt, knapp 45.000 Euro. Das ergab die aktuelle Studie „GfK Kaufkraft Europa 2008/2009“ der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).
Luxemburg liegt mit einer Kaufkraft von 28.192 Euro auf dem zweiten Platz, gefolgt von der Schweiz mit 26.842 Euro. Deutschland klettert mit einem Wert von durchschnittlich 18.734 Euro pro Person um einen Rang nach oben – von Platz elf auf Platz zehn.
Innerhalb der Top-Ten-Liste gehört Island zu den Absteigern und fällt von Rang vier im Jahr 2007 auf Rang sieben. Die Auswirkungen der Finanzkrise sind bei dieser Studie unberücksichtigt. Die finanzielle Schieflage, in die der Inselstaat in den vergangenen Wochen geraten ist, macht sich in den aktuellen Daten noch nicht bemerkbar.
Großbritannien, im vergangenen Jahr auf Platz acht, fehlt aktuell sogar ganz in der Liste der zehn kaufkraftstärksten Länder Europas und belegt nun Rang elf. Der Anstieg Norwegens um einen Platz ist unter anderem Folge des Abstiegs von Großbritannien und einer Stärkung der norwegische Krone gegenüber dem Euro. Da in der Studie die Kaufkraft in Euro ausgewiesen wird, bedeutet in diesem Fall eine sinkende Kaufkraft in Euro nicht, dass die Einwohner im Land tatsächlich weniger Geld im Portemonnaie haben.
Generell gilt: In den meisten westeuropäischen Ländern wächst die Kaufkraft nur wenig. Im Gegensatz dazu sind die Wachstumsraten zahlreicher zentral- und osteuropäischer Staaten beträchtlich. In Euro betrachtet macht sich jedoch ein schwaches Wachstum in den westeuropäischen Ländern deutlicher bemerkbar als ein starkes Wachstum in den Staaten, deren Volkswirtschaften schlechter entwickelt sind. Wächst die Kaufkraft in Norwegen beispielsweise um 7,5%, verfügt dort jeder Einwohner über 1700 Euro mehr im Jahr. Ein Kaufkraftanstieg um 13% in der Ukraine, die auf dem vorletzten Platz im Ranking liegt, entspricht dagegen einem Plus von nur knapp 200 Euro. Insgesamt können die Ukrainer bei einer Kaufkraft von 1688 Euro nur 9% dessen ausgeben, was den deutschen Konsumenten zur Verfügung steht.
Während im Westen Europas die kaufkraftstarken Gebiete meist Gemeinden in der Nähe der großen Ballungszentren sind, sind es in den osteuropäischen Ländern die Städte selbst. Aber auch innerhalb einzelner Länder fällt die Kaufkraft je nach Region höher oder niedriger aus. Die Top-20-Kreise der Ukraine (mit einem Kaufkraftindex von über 162 Punkten) sind ausnahmslos Städte, keine ländlichen Regionen. In Ungarn sind die regionalen Unterschiede ebenfalls beträchtlich. Die Bewohner der reichsten Gemeinde, die innerhalb der Hauptstadt Budapest liegt, können rund 8988 Euro pro Jahr ausgeben. Dies entspricht etwa dem Niveau der ärmsten Gemeinden Deutschlands. In der kaufkraftschwächsten ungarischen Gemeinde haben die Verbraucher dagegen nur 2086 Euro zur Verfügung.
Eine Karte mit der optisch aufbereiteten Darstellung der Kaufkraft in allen EU-Ländern steht als komprimierte ZIP-Datei per Download zur Verfügung. (GfK/ml)
Zur Studie: Die GfK-Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Nettoeinkommen inklusive staatlicher Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro und als Index ausgewiesen. Die Kaufkraft bezieht sich auf die nominalen verfügbaren Einkommen, das heißt die Werte sind nicht inflationsbereinigt. Basis der Berechnung sind neben Daten der Einkommensteuerstatistik einschlägige Statistiken zur Berechnung von Transferleistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute. Die Studie „GfK Kaufkraft Europa“ wird jährlich flächendeckend für 41 europäische Länder berechnet. |