Die Finanzmarktkrise ist den deutschen Unternehmern und Topmanagern arg aufs Gemüt geschlagen. Sie haben überwiegend den Eindruck, dass es 2009 nicht gut um die Wirtschaft stehen wird. Das ergab die aktuelle IW-Konjunkturumfrage für 2009 durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), bei der mehr als 1800 Unternehmen befragt wurden. Laut dieser Umfrage gehen fast 37% der Firmen von einem Produktionsrückgang im kommenden Jahr aus. Allerdings: Gut 24% rechnen mit besseren Geschäften.
Die Unternehmen schätzen ihre geschäftliche Situation deutlich schlechter ein, als noch zu Jahresbeginn. Fast ein Drittel der Firmen berichtet von einer gegenüber dem letzten Jahr gesunkenen Produktion. Im Frühjahr 2008 hatte nur ein Siebtel eine verringerte Herstellungsleistung gegenüber dem Frühjahr 2007 angegeben.
Dabei ist die reale momentane Situation so schlecht nicht: Immerhin melden aktuell 38% der Betriebe einen unveränderten Output; für fast 30% hat sich die Lage sogar verbessert. Zudem sind die Exporte in gut der Hälfte der Unternehmen gleich geblieben, und nahezu 47% sprechen von einer konstanten Mitarbeiterzahl. Anlass zur Panik gibt es demnach derzeit nicht.
Dennoch sind die Erwartungen für das Jahr 2009 düsterer geworden. Von der Zuversicht, die die Firmen vor einem halben Jahr zeigten, ist kaum noch etwas übrig. Fast 37% der Unternehmen gehen von einem Produktionsrückgang im Jahr 2009 aus. Zwar rechnen gut 24% mit besseren Geschäften, dennoch ist der Saldo der Erwartungen zum ersten Mal seit dem Frühjahr 2003 negativ.
Besonders skeptisch sind die Bauwirtschaft und die Grundstoffindustrie, wo je 42% der Firmen für 2009 einen Abwärts- und nur 20% einen Aufwärtstrend erwarten. Einen Lichtblick bietet die Investitionsgüterbranche. Zwar überwiegen auch hier mit 37% die Pessimisten, doch immerhin gehen 28% von einem Herstellungsplus im Jahr 2009 aus.
Bemerkenswert ist, dass die Wirtschaft in Ostdeutschland dem neuen Jahr vergleichsweise gelassen entgegensieht – dort gehen 32% der Betriebe von einer rückläufigen und 26% von einer anziehenden Produktion aus. Im Westen der Republik ist die Relation mit 38 zu 24% deutlich schlechter.
Der Außenhandel, der das Konjunkturhoch der letzten Zeit stark unterstützt hatte, bereitet der Wirtschaft zunehmend Sorgen. Die erstmals insgesamt negativen Werte für die Erwartungshaltung sind aber in erster Linie ein Ergebnis der Umfragedaten aus dem Westen der Republik, wo 23% der Unternehmen für 2009 höhere Ausfuhren erwarten als 2008 und rund 27% ein Minus vorhersagen. In Ostdeutschland stehen die Zeichen besser. Dort halten 21% der Firmen eine Zunahme der Exporte für wahrscheinlich, während 20% vom Gegenteil überzeugt sind.
Die eingetrübten Perspektiven für das Auslandsgeschäft spiegeln sich auch in den Investitionsplänen der Betriebe wider. Die Unsicherheit über die Länge und Stärke der Krise trägt zur Zurückhaltung bei: Für das Jahr 2009 erwarten 34% der deutschen Unternehmen rückläufige Investitionen in ihrem Betrieb. Lediglich 23% werden voraussichtlich mehr investieren als 2008.
Dabei fallen die Einschätzungen im Osten noch etwas ungünstiger aus als im Westen. Eine Ausnahme bilden die ostdeutschen Investitionsgüterfirmen, die zu 31% mehr und nur zu 21% weniger Geld in ihre Kapazitäten stecken wollen.
Leider schlagen die negativen Entwicklungen auch auf den Arbeitsmarkt durch, wenngleich zeitlich verzögert. Fast 35% der Betriebe werden nach eigener Einschätzung 2009 die Zahl ihrer Mitarbeiter reduzieren. Dem stehen nur 19% der Unternehmen gegenüber, die ihr Personal aufstocken wollen. (IW/ml)