Steuersenkungen finanzieren sich oft durch mehr Steuereinnahmen an anderer Stelle. Dieser Effekt wird als Selbstfinanzierungseffekt bezeichnet. Auch die Unternehmenssteuerreform wird dem Staat im Gegenzug Mehreinnahmen in anderen Bereichen bescheren. Lediglich über deren Umfang wird gerätselt. Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostiziert nun einen Selbstfinanzierungseffekt in Höhe von knapp drei Milliarden Euro. Das reiche jedoch nicht aus, um die mit der Steuertarifsenkung verbundenen Steuerausfälle vollständig auszugleichen.
Allein aufgrund der Steuersenkung werden nach Meinung des DIW deutsche Unternehmen im Jahr 2010 rund 18 Milliarden Euro mehr versteuern als im Jahr 2007. Damit verbunden seien Mehreinnahmen bei der Körperschaftssteuer in Höhe von 2,85 Milliarden Euro. „Dies übertrifft die Erwartungen des Bundesfinanzministeriums erheblich“, behauptet DIW-Experte Viktor Steiner, ein Mitautor der Studie. Das Bundesfinanzministerium hatte lediglich mit 1,98 Milliarden Mehreinnahmen durch die sogenannten Selbstfinanzierungseffekte der Steuerreform gerechnet.
Durchschnittlich steigen die versteuerten Gewinne körperschaftsteuerpflichtiger Unternehmen in Deutschland um 5%, wenn der Körperschaftssteuersatz um 10% reduziert wird. Dieser Selbstfinanzierungseffekt einer Steuersatzsenkung ergibt sich dadurch, dass es für die Unternehmen bei niedrigeren Steuersätzen weniger attraktiv ist, komplizierte Strategien zur Steuervermeidung zu entwickeln. Die Unternehmen versteuern folglich höhere Gewinne. Eine geringere Steuerbelastung setzt außerdem positive Investitionsanreize, die sich mittel- und langfristig ebenfalls in einem höheren versteuerten Gewinn niederschlagen können.
Eine genauere Analyse der Auswirkungen der Unternehmensteuerreform auf derartige steuerliche Nebeneffekte bietet der Beitrag „Unternehmensteuerreform 2008: Selbstfinanzierungseffekte“ der beiden Autoren Nadja Dwenger und Viktor Steiner. Der Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe 47/2008 der Wochenberichte des DIW erschienen. Die komplette Ausgabe steht als kostenloser Download zur Verfügung. (DIW/ml)