Angesichts der Rezession ist es nicht verwunderlich, dass sich das Geschäftsklima auch in der deutschen Logistikwirtschaft im vierten Quartal des laufenden Jahres deutlich abkühlt. Der Logistik-Indikator des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) gab seit September um 19 Punkte nach und liegt nunmehr mit einem Wert von 109,5 nur noch leicht oberhalb des Normalniveaus von 100. Das entspricht einem Rückgang um fast 15%.
Stefan Kooths, Konjunkturexperte des DIW Berlin macht allerdings auf einen Widerspruch in der Entwicklung des Branchenklimas aufmerksam: „Der Logistikmarkt ist gespalten. Die Logistikdienstleister haben ihre Erwartungen kräftig zurückgeschraubt, obwohl sie ihre Lage immer noch verhalten günstig einschätzen. Demgegenüber ist das Klima bei den Logistikanbietern in Industrie und Handel weiterhin deutlich expansiv ausgerichtet.“
Die Kapazitätsauslastung ist in der Tat nur leicht rückläufig und die Einstellungsbereitschaft der Logistikbranche nach wie vor hoch. Dies lasse darauf schließen, dass die von den Anbietern erwarteten Auftragsrückgänge nur vorübergehender Natur sind, mutmaßen denn auch die Experten des DIW und der BVL. Dementsprechend gebe es kaum Abstriche bei den geplanten Neueinstellungen und den eigenen logistischen Sachkapazitäten. Die Logistikdienstleister dürften auch von der unveränderten Bereitschaft der Anbieter profitieren, ihrerseits Logistikaktivitäten auszulagern. Knapp ein Drittel der Befragten empfinden Engpässe in der Infrastruktur bereits jetzt als Herausforderung.
Für den BVL/DIW-Logistik-Indikator werden vierteljährlich Experten aus den 200 wichtigsten Logistikunternehmen befragt. Einen interessanten Einblick in den Aufbau der Erhebung und in die Aussagekraft des Indikators vermittelt ein Beitrag von Dr. Stefan Kooths, der in Heft 5/2008 des Logistik-Journals „logpunkt“ erschienen ist und als kostenloser Download zur Verfügung steht. Ebenfalls als kostenloser Download erhältlich ist eine Präsentation, die mit zahlreichen Charts die Entwicklung der Logistikbranche in den letzten beiden Jahren analysiert. (DIW/ml)