Die weltweite Finanzkrise hat massive Auswirkungen auf die Lebensqualität von Mitarbeitern im Ausland, ergab eine aktuelle Studie des Personalberatungsunternehmens ECA International, das die Lebenshaltungskosten so genannter Expatriates (Arbeitnehmer, die von ihrem Unternehmen ins Ausland entsendet werden) untersucht hat. Dabei zeigten sich unerwartete Verschiebungen im Ranking der Städte. So verursacht für Expatriates das Leben in der süddeutschen Millionenstadt München derzeit mehr Kosten als das Leben in der bisher als extrem teuer bekannten Metropole London. Teuerstes Pflaster in Europa ist übrigens Moskau, das Oslo vom ersten Platz verdrängte.
Ursache für das Zurückfallen der norwegischen Hauptstadt sei vor allem der niedrige Ölpreis, der die norwegische Währung schwächeln lasse, mutmaßen die ECA-Experten. Auch Großbritannien ist vom Wertverlust der eigenen Währung betroffen, deshalb ist die Metropole London (72. Platz) aus den Top Ten der teuersten Städte gerutscht und liegt nun sogar deutlich hinter Paris (20) und München (34).
Berlin ist mit Rang 28 im Ranking für ausländische Geschäftsleute weiterhin die teuerste Stadt Deutschlands. Teuerste Stadt der Welt bleibt die angolanische Hauptstadt Luanda, gefolgt von Tokio und Yokohama. Den größten Sprung (von Platz 128 auf 18) hat laut ECA-Studie Caracas, die Hauptstadt Venezuelas, gemacht. 40% Inflation und eine wiedererstarkte Währung machten den Lebensunterhalt für ausländische Geschäftsleute 42% teurer als noch im September 2007. Am billigsten leben Expatriates in Maseru im afrikanischen Lesotho.
Im weltweiten Ranking für Expatriates liegt Berlin auf Rang 28. Danach folgen München (34), Düsseldorf (44), Stuttgart (49) und Hamburg (53). Frankfurt kommt nur noch auf Platz 57.
Einen regelrechten Absturz hat London erlebt: Die britische Hauptstadt lag vor einem Jahr auf Platz 10 und belegt jetzt nur noch Rang 72. Vor einem Jahr war London noch 9% teurer. Gleichzeitig sind amerikanische Städte dank des wiedererstarkten US-Dollars deutlich teurer geworden: Vor zwei Monaten war beispielsweise München für ausländische Geschäftsleute noch 4% teurer als Manhattan. Heute liegt Manhattan bei den Preisen 10% über denen der bayerischen Landeshauptstadt.
„Das Weltgeschehen lässt die Wechselkurse schwanken, teilweise sogar dramatisch. Nach unseren Recherchen bezahlen Unternehmen ihre Expatriates meist in ihrer Heim-Währung. Das bedeutet für deutsche in die USA entsandte Geschäftsleute einen deutlichen Gehaltseinbruch in den letzten zwei Monaten. Deshalb müssen Unternehmen besonders auf Wechselkursschwankungen aufpassen und gegebenenfalls darauf reagieren, um ihre internationalen Angestellten angemessen zu vergüten“, erläutert Mira Pathak, Business Development bei ECA International, die Bedeutung der Studie.
Die Lebenshaltungskosten-Indizes von ECA basieren auf einer zweimal im Jahr durchgeführten Warenkorbuntersuchung. Bestimmte Kosten, zum Beispiel für Unterbringung, Strom, Gas und Wasser sowie Autokauf und Schulgelder, sind laut ECA in der Studie nicht enthalten. Diese Faktoren können zu großen Unterschieden im Vergleich der Lebenshaltungs¬kosten führen – allerdings werden diese Posten in der Vergütung von Auslandsmitarbeitern meist separat geregelt.
(ECA/ml)