Wie erwartet bleibt der Arbeitsmarkt von der Krise nicht verschont. Mit der üblichen Verzögerung von rund einem halben Jahr sorgen die schlechten Wirtschaftsdaten nach Angaben der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) nun für steigende Arbeitslosenzahlen in allen Bundesländern. Mit Ausnahme von Baden-Württemberg liegen die Quoten allerdings immer noch unter denen des Januar 2008 (siehe Karte links). Alarmierend ist, dass der Trend alle drei wesentlichen Indikatoren des Arbeitsmarktes ergriffen hat: Während die Arbeitslosigkeit steigt, nehmen sowohl die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen als auch die Arbeitskräftenachfrage ab. Die Arbeitslosigkeit hat sich von Dezember 2008 auf Januar 2009 um 387.000 auf knapp 3.5 Millionen Arbeitslose erhöht.
Die Zunahme trifft Deutschlands Westen (+248.000 auf rund 2.3 Millionen) und Osten (+139.000 auf rund 1,2 Millionen) prozentual gesehen ungefähr gleich stark.
Im Januar ist eine beträchtliche Zunahme der Arbeitslosigkeit zwar aus jahreszeitlichen Gründen üblich, der aktuelle Anstieg war allerdings deutlich stärker ausgeprägt als in den vergangenen beiden Jahren (nach Einführung des Saison-Kurzarbeitergeldes). Im aktuellen Anstieg der Arbeitslosigkeit spiegelt sich deshalb zwar die relativ kalte Witterung aber eben auch der wirtschaftliche Abschwung wider.
Saisonbereinigt stieg die Zahl der Arbeitslosen um 56.000. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden im Januar allerdings immer noch 170.000 Arbeitslose weniger gezählt. Dieser Rückgang erklärt sich mit den saisonbereinigten Abnahmen der Arbeitslosigkeit, die bis zum Oktober 2008 reichten und vor allem vom Aufbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung getragen waren.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im Dezember saisonbereinigt um 10.000 gesunken. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nach Daten der Bundesagentur für Arbeit, die bis November reichen, saisonbereinigt um ebenfalls 10.000 abgenommen. Nicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von November auf Dezember um 254.000 auf 40,6 Millionen gesunken. Gegenüber dem Vorjahr hat die Erwerbstätigkeit um 353.000 zugenommen; der Vorjahresabstand wird also zunehmend kleiner.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im November nach der Hochrechnung der BA bei 27,91 Millionen, gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs von 442.000. Dabei entfällt mehr als die Hälfte des Beschäftigungsplus auf sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen.
Bei allen anderen Erwerbstätigen liefert der Vorjahresvergleich uneinheitliche Veränderungen: Während die Zahl der Selbständigen zunahm, ist die Zahl der Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung und die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten zurückgegangen.
Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den Dezember auf 3,25 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 7,4%.
Die Zahlung von Kurzarbeitergeld soll Arbeitnehmern ihre Arbeitsplätze und Betrieben ihre eingearbeiteten Mitarbeiter erhalten und damit Arbeitslosigkeit vermieden werden. Vor Beginn der Kurzarbeit müssen die Betriebe eine Anzeige über den Arbeitszeitausfall erstatten. Diese Anzeigen sind als potenzielle Zugänge in die Kurzarbeit zu interpretieren. Im Dezember gingen
Die Zahl der Anzeigen über Arbeitszeitausfall, die als Indikator für Kurzarbeit gelten, lag bei 404.000, darunter 295.000 für konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Im Vergleich zum Vormonat lag der Anstieg damit bei 240.000 und im Vergleich zum Vorjahr bei 302.000 Anzeigen. Nach Angaben der BA ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Kurzarbeiter in den nächsten Monaten infolge der konjunkturellen Abkühlung deutlich erhöhen wird.
Die Stellenangebote insgesamt und darunter auch die ungeförderten Stellen für sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse haben im Januar saisonbereinigt um 10.000 bzw. 11.000 abgenommen. Nicht saisonbereinigt verringerte sich der gesamte Stellenbestand von Dezember auf Januar um 18.000 auf 485.000. Von diesen Stellen waren 90% sofort zu besetzen. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bestand um 43.000 abgenommen. Von allen gemeldeten Stellen entfielen 277.000 auf ungeförderte Stellen für sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Das waren 23.000 weniger als vor einem Monat und 42.000 weniger als vor einem Jahr.
Weitere Daten und Karten der Bundesagentur für Arbeit zur Arbeitslosenquote stehen online zur Verfügung. (BA/ml)