Mittelfristig Verschlechterung der Erdgasversorgung

Viele kleine und mittlere produzierende Betriebe sind von einer zuverlässigen und bezahlbaren Versorgung mit Gas existentiell abhängig. Durch den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine scheint die Versorgungssicherheit gefährdet zu wein. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat deshalb diesem Thema in seiner halbjährlich für das ZEW-Energiebarometer durchgeführten Umfrage unter Energieexperten besondere Aufmerksamkeit gewidmet.Fazit: Mittelfristig müsse tatsächlich von einer Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Gas und Öl ausgegangen werden. Der aktuelle Streit um die Erdgasversorgung werde aber voraussichtlich keine einschneidenden Auswirkungen für Deutschland haben.

Die aktuellen Ereignisse sollten jedoch zum Anlass genommen werden, „die Energiesicherheit durch Investitionen in neue Leitungen und Speicherstätten sowie die verstärkte Nutzung von verflüssigtem Erdgas zu erhöhen“, mahnt ZEW-Forschungsbereichsleiter Dr. Andreas Löschel.

Befragt nach der Aussicht für die nächsten zehn Jahre befürchten die Experten des ZEW Energiemarktbarometers eine Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Gas und Öl. Insbesondere beim Öl erwarten die Umfrageteilnehmer eine problematische Entwicklung: 70% sehen hier die Ölversorgung schlechter gesichert als heute. Auch beim Erdgas erwarten 48% eine sinkende Versorgungssicherheit. 43% erwarten keine grundsätzliche Veränderung, und nur 9% sehen die Versorgung mit Erdgas in zehn Jahren weniger gefährdet als heute. Während für die Kohle immerhin 68% die Versorgungssicherheit auch in zehn Jahren noch unverändert sehen, sind die Einschätzungen für den Stromsektor alarmierend: 41% der befragten Experten erwarten eine Verschlechterung der Versorgungssicherheit für Strom in den nächsten zehn Jahren. Nur knapp die Hälfte (49%) erwartet, dass die Sicherheit der Stromversorgung in zehn Jahren der heutigen Situation entspricht.

Mit der Finanzkrise und der erwarteten konjunkturellen Abkühlung kam es auch an den Energie- und Rohstoffmärkten zu massiven Preisrückgängen. Das ZEW Energiemarktbarometer hat dies zum Anlass genommen, seine Experten zu fragen, ob sich nun eine grundsätzlich andere Situation für die Energieversorgungssicherheit ergibt. Die überwiegende Mehrheit verneint dies. Für Öl, Gas, Kohle, Strom und auch in der Gesamtsicht, gaben jeweils über 80% an, dass sich ihre grundsätzliche Einschätzung der Versorgungssicherheit in den letzten sechs Monaten nicht verändert habe. Auch hierin zeige sich wieder der Langfristcharakter von Investitionen im Energiesektor, betont deshalb das ZEW. Die extremen Preisausschläge im Jahr 2008, zum Beispiel beim Rohöl, scheinen keine fundamentalen Änderungen der Versorgungslage widerzuspiegeln.

Das ZEW Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels und -dienstleistungsunternehmen).

(ZEW/ml)