Mehr als jede dritte deutsche Versicherung greift bei der Bearbeitung von Schadensfällen auf die Hilfe externer Partner zurück. 7% haben sogar ihr gesamtes Schadens- und Unfallmanagement an professionelle Dienstleister ausgelagert. Dabei spielen einerseits Kostenüberlegungen eine Rolle, anderserseits besitzen die Fremdfirmen durch ihre Spezialisierung einen Know-how-Vorsprung, den die Versicherer gerne nutzen – ein Grund, warum zwei Drittel der Outsourcing-Projekte Gutachtertätigkeiten betreffen.
Aber auch weniger anspruchsvolle Arbeitsschritte werden ausgelagert. So hat jedes sechste Institut die Aufnahme von Schadensmeldungen an externe Profis übergeben, jeder fünfte das Exkasso. Das ist das Ergebnis der Studie „Stau-Atlas: Schaden- und Unfallmanagement“ des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF).
Vorreiter dieser Outsourcing-Trends sind die Lebensversicherungen. Ihr Outsourcing-Anteil übersteigt den Wert bei den Kompositversicherern um mehr als 10 Prozentpunkte und den Wert der Krankenversicherer um rund 7 Prozentpunkte. Zudem sind vor allem die kleinen Versicherer bereit, Arbeitsschritte im Leistungsmanagement von Partnerfirmen erledigen zu lassen. Deshalb haben 40% der Unternehmen mit Beitragseinnahmen von weniger als 250 Millionen Euro pro Jahr Arbeitsschritte ausgelagert, während weniger als ein Viertel der Konzerne mit mehr als einer Milliarde Euro Beitragsvolumen Auslagerungen vornahmen.
Bemerkenswert: 17% der kleinen Versicherer haben ihr Schaden- beziehungsweise Leistungsmanagement sogar vollständig ausgelagert, denn je geringer die Anzahl der Policen ist, desto weniger rechnet sich eine eigene Schadenabteilung. Zudem profitieren die kleinen Versicherer von der Flexibilität der Outsourcing-Dienstleister. Kommt es zu einem unerwarteten kurzfristigen Anstieg an Schadenfällen, kann dieser Regulierungsaufwand bedarfsgerecht von den Partnerfirmen aufgefangen werden. Somit werden Bearbeitungsfehler und Zeitverzögerungen vermieden. Das ist wichtig, denn 91% der Versicherungsexperten sehen in einer schnellen und professionellen Schadenregulierung einen entscheidenden Faktor ihres Unternehmenserfolgs.
Allerdings hat die Auslagerungswelle der vergangenen Jahre etwas an Schwung verloren. Nur bei 4% der Versicherer befinden sich derzeit zusätzliche Outsourcing-Projekte in der Planung. Ein großes Hemmnis ist der Eingriff der Fremdfirmen in das Kernkompetenzfeld der Versicherer. Viele Unternehmen verzichten daher bewusst auf das Outsourcing von Schaden- und Leistungsprozessen. Ihrer Einschätzung nach erwarten Kunden, dass diese Aufgaben direkt von ihrem Versicherungsunternehmen erledigt werden.
Die Studie „Stau-Atlas: Schaden- und Unfallmanagement“ entstand im Auftrag des Beratungsunternehmens PPI AG und basiert auf einer Befragung von 204 Fach- und Führungskräften aus der Versicherungswirtschaft im Oktober und November 2008.
(ots/ml)