Montagmorgen fiel die Entscheidung: Karl-Theodor zu Guttenberg wird Nachfolger des zurückgetretenen Michael Glos im Amt des Bundeswirtschaftsministers. Noch-CSU-Generalsekretär Guttenberg ist 37 Jahre jung und Unterfranke. Letzteres ist von Bedeutung, denn seinen neuen Posten verdankt er sowohl seinen ausgezeichneten Wirtschaftskenntnissen als auch dem Regionalproporz der CSU, der mit einem weiteren Oberbayern in Berlin (im Gespräch waren auch Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon und CSU-Schatzmeister Prof. Thomas Bauer) aus dem Gleichgewicht geraten wäre.Guttenberg gilt vielen in der CSU als Seehofer-Schützling. Wieweit das für ihn in Zukunft eine Hilfe oder eher ein Manko darstellt, sei dahin gestellt. Ganz sicher aber dürfte Guttenberg in der Hauptstadt sehr viel eher dem Bild eines eloquenten konservativen Politikers gerecht werden, als der kantige Michael Glos, dessen solide Wirtschaftskompetenz in den letzten Jahren leider viel zu oft vom Mantel des typisch fränkischen „Grant“ überdeckt wurde. Glos, gestandener Müllermeister und knapp 65 Jahre alt, hatte das Polittheater in Berlin zuletzt spürbar satt. Die Machtstrukturen innerhalb der Großen Koalition zwangen ihn zu oft, gegen seine Erfahrung und Überzeugung zu agieren.
Das Fass zum überlaufen brachte aber wohl Bundeskanzlerin Angela Merkel, als sie kurz hintereinander mehreren Vorschlägen von Glos öffentliche Absagen erteilte, gleichzeitig aber konkurrierenden Vorschlägen ihres SPD-Finanzministers Peer Steinbrück ihre Zustimmung gab. Erst die Zukunft wird übrigens zeigen, wer von beiden die besseren Rezepte hatte.
Zeigen wird sich auch, ob Karl-Theodor zu Guttenberg zum jetzigen Zeitpunkt bereits genug Erfahrung und Standvermögen besitzt, um dem erfahrenen Steinbrück Paroli bieten zu können. Hoffen wir es. Die Wirtschaft kann derzeit mit fast allem leben, nur nicht mit einer Regierung, die ihren Wirtschaftsminister in internen Querelen zermürbt, statt ihn seine Arbeit machen zu lassen.
(ml)