Nur wenige Bereiche der Kultur- und Kreativ-Szene werden als bedeutende Bestandteile der mittelständischen Wirtschaft wahrgenommen – selbst innerhalb des Mittelstands. Umso mehr war es an der Zeit, eine wirtschaftliche Gesamtschau vorzunehmen, die eine volkswirtschaftliche Einordnung erlaubt und die Besonderheiten dieses Wirtschaftsbereichs sichtbar macht. Eine solche liegt nun in Form der von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Studie „Kultur- und Kreativwirtschaft“ vor. Die zentrale Frage der Studie lautet: Wie kann man die wirtschaftlichen Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft noch besser erschließen?
Eine der auffallenden Besonderheiten der Kultur- und Kreativwirtschaft: Sie schrieb im Jahr 2008 gegen den allgemeinen Trend positive Wachstumszahlen. Mit einem Beitrag zur Bruttowertschöpfung in Höhe von 63 Milliarden Euro und 1 Million Erwerbstätigen gehört sie nach Auskunft des Bundeswirtschaftsministeriums im Branchenvergleich außerdem zu den Schwergewichten unserer Volkswirtschaft.
Dabei geht die Dynamik der Branche – nach Aussagen der zuständigen parlamentarischen Staatssekretärin Dagmar G. Wöhrl – vor allem auf das Konto der kleinen Unternehmen. Dieses Potenzial für Arbeitsplätze sei deshalb unbedingt weiter zu stärken. Die kreativen Kleinunternehmen brauchen ihrer Meinung nach einen noch besseren Zugang zu den klassischen Fördermaßnahmen für den Mittelstand. Deshalb werde die Bundesregierung diese Empfehlung der Studie aufgreifen, so Wöhrl weiter.
Im Vergleich zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftsbranchen liegt die Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem Wertschöpfungsanteil von 2,6 % am Bruttoinlandsprodukt ungefähr zwischen der Chemischen (2,1 %) und der Automobilindustrie (3,1 %). Wie das Ministerium meldet, ist der Umsatz zudem auf 132 Milliarden Euro gestiegen, während die Zahl der Selbständigen und Unternehmen um 4,3% zunahm. Insgesamt sind in diesem Bereich 238.000 Unternehmen und 1 Million Erwerbstätige tätig, davon 763.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.
Eine der Aufgaben der Gutachter war, die bestehenden Förderrahmenbedingungen der Kultur- und Kreativwirtschaft eingehend zu untersuchen und Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung zu entwickeln. Vorgeschlagen wird von diesen nun u. a. die Einrichtung eines übergreifenden Expertennetzwerkes zur Beratung und Coaching der einzelnen Teilbranchen und eine Änderung des Innovationsbegriffs, um die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft besser an die Mittelstandsförderung heranzuführen.
Auf der Basis der Studienergebnisse plant die Regierung nun ein zweite Runde mit Maßnahmen und Projekte zur weiteren Stärkung der Branche. Eine Zwischenbilanz und erste Perspektiven sollen bereits Mitte Juni im Rahmen der Veranstaltung „Branchenfokus Kultur- und Kreativwirtschaft“ in Berlin präsentiert werden.
Erarbeitet wurde die Studie von einer Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus dem Büro für Kulturwirtschaftsforschung, der Prognos AG und dem Unternehmen Creative Business Consult. Die Studie steht als kostenloser Download in Form einer Kurzfassung und einer Langfassung zur Verfügung. (BMWi/ml)