Das KfW–ifo-Mittelstandsbarometer zeigt: Zu Beginn des neuen Jahres ist die Stimmung im deutschen Mittelstand fast so schlecht wie am Ende des alten Jahres. Das monatlich erhobene Barometer verzeichnet im Januar nur einen marginalen Anstieg um 0,6 Zähler auf -19,7 Saldenpunkte. In Zeiten schlechter Wirtschaftsnachrichten sei das Ausbleiben einer weiteren Verschlechterung aber bereits ein gutes Zeichen, tröstet Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.
Einen Stimmungsumschwung läuten die Ergebnisse jedoch noch nicht ein; die Erwartungen seien nämlich weiterhin wesentlich schlechter als die Einschätzungen zur Geschäftslage, warnt Irsch vor falschem Optimismus.
Zwar hätten sich die Erwartungen des Mittelstands verbessert und die Abwärtsdynamik der Lageurteile habe sich im Vergleich zu den scharfen Einbrüchen der beiden Vormonate verlangsamt. Nach wie vor sei jedoch der Saldenwert der Erwartungen (-29,5 Saldenpunkte) äußert schlecht und deutlich niedriger als der Saldenwert der Geschäftslage (-10,1 Saldenpunkte). „Daher muss auch in den kommenden Monaten mit einer weiter rückläufigen Geschäftstätigkeit gerechnet werden“, so Irsch weiter.
Stärker als der Mittelstand korrigierten die Großunternehmen ihre Einschätzungen nach oben. Das KfW-ifo-Geschäftsklima für die Großunternehmen legte um 2,4 Zähler auf -35,6 Saldenpunkte zu. Ihre aktuelle Geschäftstätigkeit bewerteten sie dabei aber deutlich schlechter als im Vormonat, wobei sich auch hier die Abwärtsdynamik verlangsamt hat. Allein die außergewöhnlich kräftige Korrektur ihrer Erwartungen, die die scharfen Einbrüche der letzten beiden Monate überkompensierte, führten insgesamt zu der Stimmungsverbesserung. Aber auch diese positive Entwicklung dürfe nicht täuschen, so Irsch weiter: „Trotz der markanten Korrektur der Zukunftsperspektiven ist die Stimmung der Großunternehmen weiterhin sehr viel schlechter als die der Mittelständler“.
Eine deutliche Stimmungsverbesserung gibt es jedoch bei den großen Einzelhändlern. Sie erhöhten zum zweiten Mal in Folge sowohl ihre Zukunftsaussichten als auch ihre Bewertungen zur aktuellen Geschäftslage. Mit einem Saldenwert von -10,3 Punkten herrscht aber auch bei ihnen weiterhin eine gedrückte Stimmung.
Mit Abstand am schlechtesten ist die Stimmung nach wie vor bei den Großunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. Diese Unternehmen leiden besonders stark unter dem Wegbrechen der weltweiten Absatzmärkte.
Zu ihren Beschäftigungserwartungen äußerten sich mittelständische Unternehmen noch etwas pessimistischer als im Vormonat. Vor dem Hintergrund zu erwartender Aufträge im Zuge der Konjunkturpakete der Bundesregierung erhöhte sich die Einstellungsbereitschaft bei den mittelständischen Bauunternehmen dennoch deutlich. Sie erreichte mit 9,6 Saldenpunkten fast das Niveau vom Mai 2008, also vor dem Stimmungsverfall in der gewerblichen Wirtschaft. Mit einem verstärkten Beschäftigungsabbau muss hingegen bei den mittelständischen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes gerechnet werden. Hier wurde der tiefste jemals gemessene Saldenwert (-21,2) erreicht.
Im Gegensatz zu den Mittelständlern sank bei den Großunternehmen insgesamt der Anteil der Unternehmen, die Beschäftigung abbauen wollen, leicht. Sowohl bei den großen Einzelhändlern als auch bei den Bauunternehmen sind die Beschäftigungserwartungen deutlich angestiegen und deuten auf einen bevorstehenden Beschäftigungsaufbau hin. Die Beschäftigungserwartungen der großen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes verharrten hingegen mit -22,3 Saldenpunkten annähernd auf dem historischen Tiefststand, der im Vormonat erreicht wurde. Im Verarbeitenden Gewerbe droht damit in beiden Größenklassen ein scharfer Beschäftigungsabbau.
Deutlich nachgelassen haben auch die Absatzpreiserwartungen der Unternehmen. Der Mittelstand scheint dabei einem stärkeren Preissenkungsdruck zu unterliegen als die Großunternehmen: Sie korrigierten ihre Preiserwartungen kräftig um 4,5 Zähler auf -18,2 Saldenpunkte. Noch nie in der Geschichte des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers lag der Saldenwert auf einem derart niedrigen Niveau. Mehrheitlich gehen die mittelständischen Unternehmen von zukünftig sinkenden Preisen aus. Das Gespenst der Deflation gewinne an Gestalt, mahnt die KfW.
Weitere detaillierte Daten des Mittelstandbarometers stehen online zur Verfügung. (KfW/ml)