Trotz Finanzkrise und drohender Rezession in Deutschland könne es dem Einzelhandel in diesem Jahr gelingen, stabile Umsätze zu erwirtschaften, behauptet die aktuelle Studie „GfK POS Umsatz 2009“ der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Die Nürnberger Marktforscher rechnen sogar damit, dass der stationäre Einzelhandel im Jahr 2009 einen Gesamtumsatz von 399 Milliarden Euro erreichen könnte. Angesichts der zu erwartenden niedrigen Inflationsrate bedeute das für den Einzelhandel unter dem Strich „zufrieden stellende Ergebnisse“.
Betrachtet man die absoluten Umsätze am Point of Sale (POS) auf Kreisebene, so liegen erwartungsgemäß die großen Metropolen an der Spitze. Neben den Großstädten schaffen es nur drei – einwohnerstarke – Landkreise in die Liste der Top 15, auf die mit 83,6 Milliarden Euro mehr als 20% des gesamten POS-Umsatzes in Deutschland entfallen.
Ganz vorne bei den Umsätzen pro Einwohner liegen – anders als bisher – eher kleinere, vor allem bayerische, Städte. Gerade im ländlichen Raum erfüllen sie eine Zentrenfunktion und ziehen Einkäufer auch aus weiter entfernten Regionen an. So erzielen sie deutlich höhere Einzelhandelsumsätze.
Spitzenreiter Straubing verzeichnet mit rein rechnerisch 11.830 Euro je Einwohner fast das Zweieinhalbfache des Bundesdurchschnitts von 4850 Euro. Berlin, Spitzenreiter bei den absoluten POS-Umsätzen, erreicht nur noch Rang 122, liegt aber ebenfalls über dem Durchschnitt. In der Hauptstadt entfällt auf jeden Einwohner ein Einzelhandelsumsatz von rund 5000 Euro. Schlusslicht ist der Landkreis Kaiserslautern. Hier ergab die Studie einen Pro-Kopf-Umsatz von 2630 Euro.
Allerdings ist bei diesen Werten zu beachten, dass sie in erster Linie eine mathematische Vergleichsgröße darstellen. Der Einzelhandel am jeweiligen Ort wird keineswegs nur von den Einwohnern bestritten. Die Werte liefern jedoch erste Anhaltspunkte über die Anziehungskraft, die der Einzelhandel in den einzelnen Gebieten ausübt.
Auf Gemeindeebene bestehen allerdings große Unterschiede. Während die Pro-Kopf-Umsätze in den 429 untersuchten Kreisen zwischen rund 2600 und etwa 11.800 Euro schwanken, geht die Schere auf der Ebene der Gemeinden deutlich weiter auseinander. Auf der einen Seite finden sich Gemeinden – meist im Umfeld von Großstädten – in denen sich umsatzstarke Einzellhandelsbetriebe oder Einkaufszentren angesiedelt haben. In anderen Gemeinden findet dagegen kaum mehr Einzelhandel statt. So erklärt sich, dass zwischen Schlusslicht Schkopau in Sachsen-Anhalt (etwa 800 Euro je Einwohner) und Spitzenreiter Mülheim-Kärlich in Rheinland-Pfalz (etwa 25.600 Euro je Einwohner) wirklich „Einzelhandels-Welten“ liegen: Das Rhein-Mosel-Einkaufszentrum in Mülheim-Kärlich zieht täglich bis zu 25.000 Kunden aus der ganzen Region an.
(GfK/ml)
Zur Studie
Der GfK POS-Umsatz spiegelt die regionale Verteilung der Einzelhandelsumsätze am Point of Sale (POS) wider. Er ist definiert als Umsatz des Einzelhandels mit Ausnahme von Kfz-Handel, Brennstoffen, Tankstellen und Versandhandel. Einbezogen werden Umsätze von Bäckern, Konditoren und Fleischern. Der GfK POS-Umsatz wird jährlich berechnet. |