In Deutschland, wie in Europa versuchen Ältere und Frauen der mittleren Jahrgänge verstärkt, berufstätig zu bleiben bzw. zu werden. In Deutschland sind vor allem die über 65-Jährigen auffallend aktiv. So stieg in Deutschland die Zahl der Erwerbspersonen von zwischen 2000 und 2008 um 2,3 Millionen auf 41,7 Millionen. Von den zusätzlichen 2,3 Millionen entfielen 840.000 auf die 55- bis 64-Jährigen. Die Zahl der über 64-jährigen Erwerbstätigen nahm um 270.000 zu. Aber während der Anstieg der Erwerbspersonen bei den 55- bis 64-Jährigen in Deutschland mit 18 % nur halb so hoch war wie im EU-Durchschnitt, lag er bei den über 65-Jährigen mit 77 % deutlich über dem EU-Durchschnitt von 6 %.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das diese Zusammenhänge untersuchte, macht die vom EU-Durchschnitt abweichende demografische Entwicklung in Deutschland dafür verantwortlich. Hierzulande nehme der Bevölkerungsanteil im Alter von 55-64 Jahren ab und jener der über 64-Jährigen kräftig zu, kommentiert das Institut die Studienergebnisse. Hinzu komme, dass in beiden Altersgruppen die Erwerbsbeteiligung stärker stieg als im EU-Durchschnitt. Mit eine Rolle spielen dürften die Erhöhung des regulären Renteneintrittsalters, das Auslaufen der Altersteilzeitregelungen und die Einschränkung der Erwerbsminderungsrenten.
Die Erwerbsbeteiligung Älterer hat nach Angaben des DIW bei den Frauen stärker zugenommen als bei den Männern. Gestiegen ist auch der Anteil Hochqualifizierter. Parallel zum Anstieg der Erwerbspersonen erhöhte sich zudem der Anteil der Teilzeitbeschäftigten und der befristeten Beschäftigungsverhältnisse. Wie sich die Rezession auf den Arbeitsmarkt und das künftige Arbeitskräfteangebot auswirken wird, sei noch ungewiss, warnt die DIW-Expertin und Autorin der Studie, Erika Schulz. Einerseits halte der Druck, länger im Erwerbsleben zu verbleiben an, andererseits sei damit zu rechnen, dass sich mit der zunehmend schlechter werdenden wirtschaftlichen Lage Ältere entmutigt vom Arbeitsmarkt zurückziehen.
Ein umfangreicher Beitrag der Autorin zum Thema kann in der Institutspublikation „Wochenbericht“, Ausgabe 12/2009 nachgelesen werden. Die Publikation steht als kostenloser Download online zur Verfügung. (DIW/ml)