Zu Beginn des Jahres hat sich die konjunkturelle Abschwächung der deutschen Logistikwirtschaft weiter beschleunigt. Der BVL/DIW Logistik -Indikator sank gegenüber dem Vorquartal um 34 Punkte auf 75,5 Punkte. Eine konjunkturelle Normalsituation entspräche einem Wert von 100. Der Rückgang um 31% ist nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin der kräftigste seit Beginn der Befragung. DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths. „Das Klima in der Logistikwirtschaft ist regelrecht abgestürzt.“Vor allem die Lage wird laut DIW derzeit mit -42% deutlich schlechter beurteilt als noch im Vorquartal. Die Erwartungen gaben mit -17% hingegen weniger stark nach.
Die Logistikdienstleister – also die Anbieter – schätzen ihre Lage sogar um fast 65% schlechter ein als im Vorquartal. Die Auftrags- und Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten wird zwar weniger pessimistisch gesehen, die Unternehmen planen aber keine Neueinstellungen mehr wie im letzten Quartal und wollen Kapazitäten abbauen. Demgegenüber haben sich die Erwartungen stabilisiert. Dies könnte das Ende des Abwärtstrends signalisieren.
Das Logistikklima in Industrie und Handel hat zwar ebenfalls deutlich um gut 24% nachgegeben, es liegt aber laut DIW immer noch in der Nähe einer konjunkturellen Normalsituation. Die Lageeinschätzung zeige sich mit einem Indexstand von 103 Punkten angesichts der allgemein sehr kräftigen konjunkturellen Abschwächung immer noch sehr robust. Offenbar wurden bislang nur Überkapazitäten abgebaut und ausgelagerte Logistik verstärkt in das eigene Unternehmen zurückgeholt. Die Erwartungen sind jedoch mit einem Rückgang um 26,5% erstmals deutlich eingetrübt. Während die inländischen Aktivitäten zurückgehen dürften, zeichnet sich für die grenzüberschreitenden Leistungen eine Stagnation ab. Die Anwender reagieren hierauf – ähnlich wie die Anbieter – mit einer Kapazitätsanpassung. Auch sie planen erstmals keine Neueinstellungen und wollen ihre Kapazitäten leicht zurückfahren.
Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL) mahnt: „Es gilt, Kostentreiber aktiv zu identifizieren und zu beseitigen, um Logistikleistungen schlanker erzeugen zu können. Interne Strukturen müssen schonungslos überprüft werden. Auch Personalabbau wird sich nicht vermeiden lassen.“ Klinkner empfiehlt aber auch, jetzt nachzuholen, wofür in der Hochkonjunktur nicht ausreichend Zeit zur Verfügung stand: die Verbesserung der Qualifizierung der Mitarbeiter.
Die Finanzkrise hat nach Ansicht des DIW die Kapitalbeschaffung der Unternehmen bislang mehrheitlich nicht negativ beeinflusst. Dies gehe aus der einer Sondererhebung hervor. Demnach sehen 60% der befragten Anbieter und knapp 70% der Anwender keine negativen Auswirkungen. „Bislang gibt es keine Kreditklemme bei der Unternehmensfinanzierung in Deutschland. Unsere Umfrage deutet darauf hin, dass dies auch für den Großteil der Logistikunternehmen gilt“, so Stefan Kooths. (DIW/ml)