Eine Umfrage in der ITK-Branche ergab, dass 55% der befragten Unternehmen bisher keine direkten Auswirkungen der Krise auf ihr Geschäft wahrnehmen. Die übrigen verzeichnen weniger Umsatz oder weniger neue Aufträge als vor der Krise erwartet. Immerhin 46% der Unternehmen rechnen sogar noch in diesem Jahr mit einer Trendwende in ihrem Geschäftsfeld. 42% erwarten im Jahr 2010 eine deutliche Besserung und nur 5% erst im Jahr 2011. Das ergab eine Umfrage des Branchenverbands BITKOM.
Angesichts der Umfragewerte bestätigte der Verband seine Umsatzprognose für das Jahr 2009. Danach wird der deutsche Gesamtmarkt für Informationstechnik, Telekommunikation und digitale Unterhaltungselektronik das Vorjahresniveau von rund 145 Milliarden Euro voraussichtlich halten.
Angesichts der unsicheren Wirtschaftslage kündigte BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer allerdings an, die Prognose nach Ende der Messe CeBIT und dem Abschluss des ersten Quartals erneut zu überprüfen. Laut BITKOM-Prognose wird der Umsatz mit Informationstechnik im Jahr 2009 um 1,5% auf rund 67 Milliarden Euro steigen. Der Outsourcing-Markt wachse gegen den Trend voraussichtlich sogar um 7% auf 14,6 Milliarden Euro.
„Unternehmen senken ihre Kosten, indem sie ihre Geschäftsprozesse verschlanken, standardisieren und beschleunigen“, sagte Scheer. „Das ist ein Kernthema für IT-Berater und die Anbieter von Unternehmenssoftware.“ Die Informationstechnik leiste in einer wirtschaftlich schwierigen Situation einen Beitrag zur Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen. Deshalb sei auch Green-IT wichtiger denn je, da moderne Rechner nicht nur der Umwelt helfen, sondern auch finanzielle Einsparungen bringen. Der entsprechende Ausstellungsbereich auf der CeBIT ist in diesem Jahr sechsmal größer als 2008. Ein weiteres Wachstumsthema ist Embedded Systems. „Ein stabilisierender Faktor für den IT-Markt sind die steigenden Ausgaben der öffentlichen Hand“, sagte Scheer. Immerhin entfällt ein Fünftel der IT-Nachfrage in Deutschland auf den öffentlichen Sektor. Scheer: „Einen zusätzlichen Schub bringt das Konjunkturpaket der Bundesregierung.“
Im Telekommunikationsmarkt werden die Umsätze laut BITKOM im laufenden Jahr um 1,2% auf rund 65 Milliarden Euro sinken. Für den Umsatzrückgang in der Telekommunikation sei aber weniger die Wirtschaftskrise verantwortlich – so der Verband – als vielmehr die verfehlten Markteingriffe der EU sowie der scharfe Preiswettbewerb. Im vergangenen Jahr sind die Tarife immerhin um rund 3,3 % gesunken. Mit den Datendiensten im Festnetz und im Mobilfunk gibt es aber auch hier Marktsegmente, die stark wachsen.
In der digitalen Unterhaltungselektronik dreht der Markt nach Jahren starken Wachstums ins Minus. Das Umsatzvolumen schrumpft 2009 voraussichtlich um 2,5% auf rund 12 Milliarden Euro. Bei Consumer Electronics gehe ein Innovationszyklus zu Ende, begründet Scheer die Entwicklung. Mit dem Internetfernsehen IP-TV und dem neuen Megatrend Heimvernetzung stünden aber neue Technologien vor dem Durchbruch auf dem Massenmarkt. Zusätzliche Impulse bringe das hoch auflösende Fernsehen.
Ähnlich wie der Verein Deutscher Ingenieure (wir berichteten darüber) bewertet auch der BITKOM die Anstrengungen der Politik zur Bewältigung der Krise zwar positiv, kritisiert aber, das Geld werde ausschließlich in die energetische Sanierung von Gebäuden fließen. Mindestens genauso wichtig sei eine moderne Ausstattung mit Computern, E-Learning-Anwendungen und schnellen Internetzugängen. Einen großen Schritt nach vorn hat aus Sicht der Hightech-Industrie die Breitbandstrategie der Bundesregierung gebracht. Sie müsse sich jetzt aber in der Praxis bewähren.(BITKOM/ml)