Der Mittelstandsmonitor 2009 zieht Bilanz: Die Rezession hat den deutschen Mittelstand im Lauf des Jahres 2008 voll erfasst, wenn auch weniger stark, als die international orientierten Großunternehmen. Die Geschäftserwartungen im Mittelstand fielen Ende 2008 mit weitem Abstand auf ein neues historisches Tief. Der Rückgang bei Investitions- und Beschäftigungsplänen ist dennoch relativ moderat ausgefallen. Erneut gesunken ist jedoch die Zahl der Gründungen. Die Studie zeigt zudem: Ältere Unternehmen betreiben weniger Forschung und Entwicklung (FuE) als jüngere, KMU weniger als größere Unternehmen.
Bereits seit dem Jahr 2005 nimmt die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland ab. Vorläufige Berechnungen deuten jedoch darauf hin, dass 2008 die Gründungsintensität (Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige) erneut abgenommen hat. Der seit Jahren rückläufige Trend dürfte eng mit der bis Mitte des Jahres 2008 hinein sehr guten Konjunktur zusammenhängen. Mit dieser gingen eine steigende Zahl abhängiger Beschäftigungsverhältnisse und ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen einher. Das wiederum senkt erfahrungsgemäß die Gründungsbereitschaft. Durch die Krise wird es voraussichtlich im Jahr 2009 wieder verstärkt Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus geben.
Wie 2006 waren auch im Jahr 2007 – dank der guten Konjunktur – sowohl die Liquidationsquote (Unternehmensschließungen je 1000 Unternehmen) als auch die Insolvenzquote rückläufig. Auch im Jahr 2008 ist die Zahl der Liquidationen gesunken. Creditreform Vorstand Prof. Helmut Rödl warnt aber: „Wenn sich der Konjunkturabschwung in 2009 deutlich bemerkbar macht, dürfte es wieder zu mehr Unternehmensschließungen kommen.“ Der Saldo aus Gründungen und Liquidationen ist seit 2004 rückläufig. Im Jahr 2007 war der Gründungsüberschuss zwar noch positiv, für 2008 ist jedoch bereits mit einem Überhang an Liquidationen zu rechnen.
Weitaus die meisten Gründer, die eine externe Finanzierung in Anspruch nehmen, benötigen Mittel im Mikrobereich. Gemäß EU-Definition sind dies gewerbliche Finanzierungen mit einem Volumen von bis zu 25.000 Euro. Im Jahr 2007 haben knapp 200.000 Gründer externe Finanzierungsmittel im Mikrobereich aufgenommen. Dies entspricht einem Finanzierungsvolumen von etwa einer Milliarde Euro. Gründer haben bei der kleinvolumigen Mittelaufnahme oft mit besonderen Hürden zu kämpfen.
Die Anteile der Unternehmen, die FuE betreiben und Innovationen in Form von neuen Produkten und Prozessen hervorbringen, haben sich in Deutschland über die letzten 10 Jahre gegenläufig entwickelt. Tendenziell hat der Anteil der Unternehmen mit kontinuierlichen FuE-Aktivitäten moderat zugenommen, während der Innovatorenanteil rückläufig ist. Die Innovationsaktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) haben sich insgesamt schwächer entwickelt als die der Großunternehmen. Die Ergebnisse des Mittelstandsmonitors zeigen, dass der Anteil der Unternehmen mit FuE Aktivitäten in den FuE-intensiven Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes tendenziell mit dem Unternehmensalter abnimmt. Gleiches gilt für den Anteil der Unternehmen, die Innovationen, insbesondere Marktneuheiten, hervorbringen.
Etwa 20% aller Patentanmeldungen in Deutschland stammen von KMU. Dieser im Vergleich zu Umsatz- oder Beschäftigtenanteilen geringe Prozentsatz ist zum einen auf den geringen Anteil Forschung betreibender KMU zurückzuführen. Zum anderen neigen KMU eher als Großunternehmen dazu, Erfindungen geheim zu halten, anstatt sie durch ein Patent zu schützen. Eine Analyse des Patentgeschehens in der Textil- und Nanotechnologie zeigt, dass KMU in beiden Bereichen in komplementärer Beziehung zu den Großunternehmen einen wichtigen Beitrag zum Innovationsgeschehen leisten. Für die Politik ergibt sich als zentrale Botschaft, dass sich die Entwicklung neuer, zukunftsträchtiger Technologie- und Marktfelder unter maßgeblicher Beteiligung von KMU vielfach auch jenseits der Hochtechnologie in den traditionellen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes vollzieht.
Der seit dem Jahr 2003 regelmäßig erscheinende Mittelstandsmonitor wird von der KfW Bankengruppe, dem Informationsdienstleister Creditreform sowie den Forschungsinstituten IfM Bonn, RWI Essen und ZEW Mannheim gemeinsam ausgearbeitet und publiziert. Der Mittelstandsmonitor 2009 steht als kostenloser Download im PDF-Format online zur Verfügung. (KfW/ml)