Deutsche Konsumenten bleiben weiterhin gelassen

Auch im April geben sich die deutschen Konsumenten weder panisch noch unangemessen sorglos, dafür aber abwartend und ruhig. Das Ergebnis ist ein stabiles Konsumklima im April. Das meldete heute die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Die Konjunktur- und Einkommenserwartungen legten laut GfK nach leichten Einbußen im Vormonat sogar wieder etwas zu. Die Anschaffungsneigung schwächte sich zwar leicht ab, kann aber ihr gutes Niveau insgesamt beibehalten.Der Gesamtindikator prognostiziert nach revidiert 2,5 Zählern im April für Mai ebenfalls 2,5 Punkte und zeigt sich damit angesichts der anhaltenden Hiobsbotschaften erstaunlich robust.

Nach mäßigen Verlusten im März dieses Jahres gewinnt die Konjunkturerwartung im April wieder 1,6 Punkte hinzu. Damit weist der Indikator aktuell -31,2 Punkte auf.

Der Konjunkturpessimismus ist immer noch sehr ausgeprägt. Die Talfahrt des Indikators, die Mitte 2007 einsetzte und bis Anfang dieses Jahres anhielt, scheint sich jedoch zu verlangsamen und auszulaufen. Erste vereinzelte Meldungen in den Medien deuten darauf hin, dass die Konjunktur ihren Absturz in absehbarer Zeit stoppen kann und eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung zum Jahresende 2009 möglich erscheint. Auch die Unternehmen gehen zunehmend davon aus, dass konjunkturell das Schlimmste überstanden ist, wie die aktuelle Besserung des ifo-Geschäftsklimas (wir berichteten darüber) belegt.

Nach den minimalen Verlusten aus dem Vormonat gewinnt die Einkommenserwartung aktuell 3,4 Punkte hinzu und weist nun einen Wert von -8 auf. Damit ist auch die bisherige Bilanz für das Jahr 2009 im Hinblick auf die Einkommensaussichten durchaus positiv: Seit dem Tief im Januar hat sich der Indikator um 12,5 Punkte erholt.

Wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist sicherlich das überaus ruhige Preisklima. So betrug die Inflationsrate im März dieses Jahres nur noch 0,5 %, was in erster Linie auf rückläufige Preise bei Energie und einigen Nahrungsmitteln zurückzuführen ist. Dies stärkt die Kaufkraft der Konsumenten. Zudem steht inzwischen auch für die Rentner fest, dass sie in diesem Jahr auf eine Erhöhung ihrer gesetzlichen Bezüge vertrauen können. Im Osten Deutschlands bekommen sie ab 1. Juli 3,4 % mehr Bezüge, im Westen sind es 2,4 %.

Die Anschaffungsneigung bleibt respektabel hoch. Zwar verzeichnet der Indikator ein Minus von 1,5 Punkten. Mit dem aktuellen Wert von 12,4 Zählern liegt er jedoch gut 17 Punkte höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Neben der moderaten Preisentwicklung sorgen auch die finanziellen Anreize aus dem Konjunkturpaket II dafür, dass die Konsumneigung der Verbraucher konstant bleibt. Vor allem die Abwrackprämie für Autos, die von einer Reihe von Herstellern noch durch weitere Vergünstigungen ergänzt wird, hält die Konsumenten bei Laune.

Der Gesamtindikator prognostiziert für Mai 2009 einen Wert von 2,5 Punkten nach revidiert ebenfalls 2,5 Zählern im April. Damit zeigt sich das Konsumklima angesichts des gesamtwirtschaftlichen rezessiven Umfelds überaus robust. Allerdings bleibt das Niveau nach wie vor insgesamt eher niedrig. Deshalb wird die Binnennachfrage in diesem Jahr die schweren Einbrüche bei Export und Investitionen allenfalls etwas abfedern, jedoch bei weitem nicht kompensieren können.

Zusätzlich dürfte das jüngste Frühjahrsgutachten, das nach dem Umfragezeitraum veröffentlicht wurde, das Konsumklima in den kommenden Monaten belasten. Die führenden Wirtschaftsinstitute gehen in ihrer Prognose von einem Einbruch der deutschen Wirtschaft im Jahr 2009 von 6 % aus (wir berichteten darüber).

Die größte Gefahr für die weitere Entwicklung des Konsumklimas droht allerdings vom Arbeitsmarkt. Sollten die verfügbaren arbeitsmarktpolitischen Instrumente, wie die Kurzarbeit, die den Gang in die Arbeitslosigkeit verhindern sollen, von den Unternehmen ausgereizt und noch keine konjunkturelle Trendwende erkennbar sein, wird es zu weiteren Entlassungen kommen, die den Arbeitsmarkt und damit auch das Konsumklima schwer belasten würden.

(GfK/ml)

Hintergrund der einzelnen Indikatoren:

  • Konjunkturerwartung: Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: “Was glauben Sie, wie wird sich die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?” (verbessern – gleich bleiben – verschlechtern)
  • Einkommenserwartung: Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: “Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?” (verbessern – gleich bleiben – verschlechtern)
  • Anschaffungsneigung: Diesem Indikator liegt folgende Frage an die Verbraucher zugrunde: “Glauben Sie, dass es zurzeit ratsam ist, größere Anschaffungen zu tätigen?” (Der Augenblick ist günstig – weder günstig noch ungünstig – ungünstig)
  • Konsumklima: Dieser Indikator soll die Entwicklung des privaten Verbrauchs erklären. Seine wesentlichen Einflussfaktoren sind die Einkommenserwartung, die Anschaffungs- und die Sparneigung. Die Konjunkturerwartung wirkt eher indirekt über die Einkommenserwartung auf das Konsumklima

Die genannten Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie “GfK-Konsumklima MAXX” und basieren auf monatlich rund 2000 Verbraucherinterviews. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 erhoben.