Die Eurozone befindet sich in einer schweren Rezession. Das reale Bruttoinlandsprodukt fiel im vierten Quartal 2008 um 1,6 %. Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung bleiben trotz der Umsetzung der staatlichen Konjunkturpakete düster. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal 2009 voraussichtlich um 1,9 % gesunken und wird im zweiten Quartal um 0,6 % und im dritten Quartal um 0,2 % fallen, prognostiziert der „Euro-zone Economic Outlook“ (EEO), eine gemeinsame Analyse der drei Institute ifo-Institut in München, INSEE in Paris und ISAE in Rom.
Die Industrieproduktion fiel in der Eurozone im vierten Quartal 2008 um 5,3 %. Der Einbruch spiegelte sich in der Stimmung der Unternehmen bereits im Vorfeld wider, die sich – nahezu in allen Ländern der Region – drastisch verschlechtert hatte. Auch die Auftragseingänge sackten ab, da die Bestellungen aus dem In- und Ausland gleichermaßen ausblieben.
Die Verringerung der Industrieproduktion wird sich deshalb nach Meinung der Experten in den folgenden Quartalen fortsetzen. Die Lage der Unternehmen dürfte angesichts der prekären Situation der Weltwirtschaft angespannt bleiben.
Die problematische Situation zeige sich nicht zuletzt in der Entwicklung des Welthandels, der nach einem Einbruch von etwa 6 % im vierten Quartal 2008 – dem stärksten Rückgang in den vergangenen 40 Jahren – weiter schrumpfen dürfte, so die drei Institute. Die Industrieproduktion werde im ersten Quartal 2009 um 7 %, im zweiten Quartal um 3 % und im dritten Quartal um 2 % sinken.
In der Eurozone brach das reale Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2008 regelrecht ein, nachdem es bereits im zweiten und dritten Quartal rückläufig war. Die Binnennachfrage sackte spürbar ab, vor allem weil die Investitionen stark abnahmen. Auch der Wachstumsbeitrag des Außenhandels fiel deutlich negativ aus. Ein Hoffnungsschimmer seien derzeit lediglich die staatlichen Konjunkturpakete.
Der Konsum der privaten Haushalte werde in den kommenden Quartalen real weiter sinken, warnen die Ökonomen in München Paris und Rom. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt habe sich merklich verschärft; die Arbeitslosenquote erhöhte sich zuletzt drastisch – mit Bremswirkung auf die Einkommen. Steuererleichterungen und die niedrige Inflation dürften allerdings entlastend wirken.
Die Investitionen werden ihre rasante Talfahrt zunächst beschleunigt fortsetzen. Die Ertragsaussichten der Unternehmen verdüsterten sich zuletzt deutlich; die Unterauslastung der Kapazitäten wird weiter zunehmen. Die Situation auf den Finanzmärkten bleibt trotz der massiven staatlichen Stützungsmaßnahmen verspannt.
Infolge der hohen Unsicherheit dürften sich die restriktiven Kreditkonditionen kaum lockern warnen die Institute. Zudem leiden die Bauinvestitionen in zahlreichen Ländern auch weiterhin unter den negativen Effekten der Immobilienkrise. Die Investitionen werden im ersten Quartal 2009 um 5 %, im zweiten Quartal um 3 % und im dritten Quartal um 1,5 % fallen, prognostizieren die Institute deshalb.
Insgesamt werde das reale Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone im ersten Quartal 2009 um 1,9 % sinken, ehe es im zweiten Quartal um 0,6 % und im dritten Quartal um 0,2 % zurückgehe. Die Entwicklung der Binnennachfrage werde vor allem durch den starken Einbruch der Investitionen belastet. Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels gerate deutlich negativ. Der Impuls der staatlichen Konjunkturpakete dürfte allerdings – vor allem gegen Ende des Prognosezeitraums – vorübergehend entlastend wirken.
Die Inflationsrate ist zum Ende des ersten Quartals 2009 auf 0,6 % gesunken. Sie wird im Prognosezeitraum – unter der Annahme, dass der Ölpreis um 45 US-Dollar schwankt und sich der Wechselkurs bei 1,35 US-Dollar je Euro stabilisiert – auch weiterhin rückläufig sein; sowohl im Juni 2009 als auch im September 2009 dürfte sie bei -0,2 % liegen, vermuten die Analysten.
Der Rückgang der Inflationsrate resultiere maßgeblich aus dem Basiseffekt, der sich infolge der stark gesunkenen Öl- und Lebensmittelpreise ergeben werde. Die Gefahr einer Deflation bestehe derzeit aber nicht, glauben die an der Prognose beteiligten Ökonomen. Die Kerninflationsrate bleibe trotz der schwächeren Nachfrage positiv, auch wenn sich die Situation am Arbeitsmarkt weiter verschlechtere und die Unterauslastung der Kapazitäten zunehme. Die Kerninflationsrate werde gegen Ende des ersten und zweiten Quartals 2009 bei 1,5 % und gegen Ende des dritten Quartals 2009 bei 1,4 % liegen, nachdem sie noch Ende des vierten Quartals 2008 1,8 % betragen hat, beruhigen die Institute vorsichtig. (ifo/ml)