Nicht jede positive Nachricht ist auch eine rundum gute Nachricht: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat sich die Zahl der Arbeitslosen von April auf Mai zwar um 127.000 auf 3.458.000 verringert, aber der Rückgang fiel deutlich schwächer aus als in den letzen beiden Jahren. Dabei profitierten die ostdeutschen Regionen von einem prozentual stärkeren Rückgang (-61.000 auf 1.124.000) als die westdeutschen (-66.000 auf 2.334.000). Saisonal bereinigt blieb die Arbeitslosenzahl praktisch unverändert gegenüber dem April (+1.000). Es fand allerdings eine leichte Verschiebung von Arbeitslosenfällen nach dem SGB II (Sozialgesetzbuch II, Grundsicherung) hin zu Fällen nach SGB III (Sozialgesetzbuch III, Arbeitsförderung) statt.Bei der Beurteilung der saisonbereinigten Veränderung insgesamt muss nach Angaben der Bundesagentur allerdings ein Sondereffekt durch die Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente beachtet werden. Ohne diesen wäre die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt um schätzungsweise 15.000 bis 20.000 gestiegen. Auch das wäre weniger als in den vergangenen Monaten. Ob sich die Frühjahrsbelebung stärker in den Mai verschoben hat oder andere Faktoren wirkten, bleibt laut BA abzuwarten.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 175.000 Arbeitslose mehr. Ohne den statistischen Sondereffekt wäre das Plus um 15.000 bis 20.000 größer ausgefallen. Der Anstieg erklärt sich mit der schweren Rezession, in der sich die deutsche Wirtschaft befindet. Entlastend wirken sich dabei vor allem die hohe Inanspruchnahme der Kurzarbeit sowie das rückläufige Arbeitskräfteangebot (-147.000 im Jahresdurchschnitt 2009) aus.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) im April saisonbereinigt um 60.000 gesunken (wir berichteten darüber). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nach Daten der BA, die bis März reichen, saisonbereinigt um 21.000 abgenommen.
Nicht saisonbereinigt ist die Erwerbstätigkeit nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von März auf April um 85.000 auf 39,96 Millionen gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Erwerbstätigkeit um 150.000 verringert. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im März nach der Hochrechnung der BA bei 27,34 Millionen; gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs von 119.000. Dabei ist der Vorjahresabstand deutlich kleiner geworden.
Die anderen Formen der Erwerbstätigkeit haben sich im Vorjahresvergleich uneinheitlich verändert: Während die Zahl der Selbstständigen sowie die Zahl der Beschäftigten in Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung unter dem Vorjahresniveau lag, ist die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten leicht gestiegen.
Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den April auf 3,35 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 7,7 %.
Im März gab es insgesamt 1,25 Millionen Kurzarbeiter; darunter 1,11 Millionen Kurzarbeiter aus konjunkturellen Gründen. Die Zahl der Kurzarbeiter, insbesondere die der konjunkturellen, ist in den letzten Monaten steil gestiegen und lag im März um 1,09 Millionen über dem Vorjahr. Bei einem durchschnittlichen Arbeitsausfall der Kurzarbeiter von 34,5 % errechnet sich daraus eine potenzielle Entlastung der Arbeitslosigkeit um 431.000 Personen, die ohne Kurzarbeit eine Vollzeitarbeitsstelle verloren hätten.
Das gemeldete Stellenangebot insgesamt (inklusive ungeförderte Stellen) haben im Mai saisonbereinigt um 2000 bzw. 10.000 abgenommen. Nicht saisonbereinigt verringerte sich der gesamte Stellenbestand von April auf Mai um 5000 auf 490.000. Von diesen Stellen waren 88 % sofort zu besetzen. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Bestand um 89.000 abgenommen. Von allen gemeldeten Stellen entfielen 272.000 auf ungeförderte Stellen für normale sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Das waren 8000 weniger als vor einem Monat und 95.000 weniger als vor einem Jahr.
Am Ausbildungsstellenmarkt zeigt sich nach den Daten der BA im laufenden Berufsberatungsjahr noch kein klares Bild: Von Oktober 2008 bis Mai 2009 wurden der Ausbildungsvermittlung insgesamt 371.700 Ausbildungsstellen gemeldet, 31.000 weniger als im Vorjahreszeitraum, aber immer noch mehr als zur Boomphase im Mai 2007. Der Rückgang geht laut BA sowohl auf betriebliche (-20.500 auf 356.800) als auch außerbetriebliche (-10.400 auf 14.900) Ausbildungsplätze zurück.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat bis Ende April 2009 insgesamt 78.400 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse registriert. Das sind etwa so viele wie zum Vorjahreszeitpunkt. Im Bereich des DIHK wurden 2008 rund 60 % aller Ausbildungsverträge abgeschlossen.
Zugleich haben 442.600 Bewerber die Ausbildungsvermittlung bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet, 73.500 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerber nimmt damit schon im dritten Jahr in Folge ab. Dies ist vor allem auf die sinkende Zahl von Schulabgängern zurückzuführen. Daneben zeigt sich auch ein Trend der Jugendlichen zu höheren Schulabschlüssen, der sich offenbar durch die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage noch verstärkt.
Die Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen lag im Mai mit 156.400 um 13.500 unter dem Vorjahreswert. Als noch unversorgt zählten im Mai 230.100 Bewerber, 29.500 weniger als vor einem Jahr.
Noch sei es aber für eine seriöse Einschätzung der Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu früh, mahnt die Bundesagentur. Es bleibe abzuwarten, ob ein dauerhafter Rückgang bei Bewerbern und Ausbildungsplätzen vorliegt oder lediglich eine Verschiebung auf kommende Monate.
Weitere Daten und Karten der Bundesagentur für Arbeit zur Arbeitslosenquote stehen online zur Verfügung. (BA/ml)