Was einst Walz hieß und Junghandwerkern Gelegenheit gab, die Welt und handwerkliche Fähigkeiten in anderen Regionen kennenzulernen, soll in moderner Form heutigen Auszubildenden zu mehr Berufserfahrung verhelfen: der Auslandsaufenthalt. Mit Unterstützung der Bundesregierung will die deutsche Wirtschaft deshalb verstärkt Auszubildende ins Ausland schicken. Das bundesweite Beratungsprogramm hierzu startete gestern mit einer Fachkonferenz im Bundesarbeitsministerium (BMAS).„Will Deutschland Exportweltmeister bleiben, brauchen gerade kleine und mittlere Unternehmen mehr Auszubildende mit Auslandserfahrung“, begründete Martin Wansleben Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) das Engagement seines Verbands. Es passe nicht zusammen, dass derzeit nur etwa 2 % der Jugendlichen einen Teil ihrer Berufsausbildung oder ein Praktikum im Ausland absolvieren, während immer mehr deutsche Unternehmen auf internationalen Märkten operieren, so Wansleben weiter.
Das Mobilitätsberaterprojekt soll dazu beitragen, dass deutlich mehr Auszubildende Fremdsprachenkenntnisse, interkulturelle Kompetenzen und auslandsbezogenes Fachwissen erwerben. Hanns-Eberhard Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), betonte, es gebe auch im Handwerk wachsenden Bedarf an Fachkräften mit internationalem Know-how. Im Handwerk habe sich die Zahl der exportierenden Betriebe innerhalb von 15 Jahren mehr als verdoppelt. Um dem zu entsprechen, sei eine neue Mobilitätskultur im Rahmen der Aus- und Weiterbildung nötig, mahnt Schleyer. In diesem Punkt stehe das Handwerk leider noch am Anfang. Er begrüße daher ausdrücklich, dass diese Beratungslücke mit dem Mobilitätsberaterprogramm nun geschlossen werde.
Das BMAS hat das Programm zur Unterstützung von Auslandsaufenthalten für Auszubildende und Berufsanfänger gemeinsam mit dem DIHK und dem ZDH ins Leben gerufen. Für 16 Millionen Euro soll in den kommenden Monaten eine bundesweite Beratungsstruktur für Unternehmen aufgebaut werden. Ein Netzwerk von 40 Mobilitätsberatern in den Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern soll in Zukunft Betriebe vor Ort beraten, wie Auszubildende und Berufsanfänger in größerem Umfang als bisher berufliche Erfahrungen im Ausland sammeln können.
Zu den Aufgaben zählt neben der Beratung und Motivation der Unternehmen und Auszubildenden auch die Information über Förderprogramme oder die Unterstützung bei der Organisation der Auslandsaufenthalte. Das Programm wird finanziert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des BMAS. Die Kammern beteiligen sich zu 20 % an den Kosten.
(DIHK/ml)