Auf der heutigen turnusmäßigen Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde beschlossen, den Leitzins für das Eurosystem um 25 Basispunkte auf 1,00 % zu senken. Dieser Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte gilt damit erstmals für das am 13. Mai 2009 abzuwickelnde Geschäft.Außerdem gelten ab 13. Mai 2009 folgende neuen Zinssätze:
- Der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität wird um 50 Basispunkte auf 1,75 % gesenkt.
- Der Zinssatz für die Einlagefazilität bleibt unverändert bei 0,25 %
Neben der EZB senken heute noch zwei weitere Nationalbanken die Leitzinsen für ihr jeweiliges Währungsgebiet: Die Tschechische Nationalbank ČNB reduzierte den Leitzins für die tschechische Krone um 25 Basispunkte auf 1,00 %. Der Leitzins für die isländische Krone wurde von der isländischen Zentralbank um 250 Basispunkte auf 13,00 % gesenkt.
Anders die britische Zentralbank: Die Bank of England beschloss heute, ihren Leitzins von 0,50 % für das britische Pfund beizubehalten. Sie stockte jedoch das Budget für den Ankauf von Anleihen überraschend um 50 Milliarden Pfund auf.
Am Nachmittag wurden Einzelheiten über die Hintergründe des Zinssenkungsbeschlusses der EZB bekanntgegeben. Vor der Sitzung seien sich die Ratmitglieder so uneins gewesen wie noch nie, berichteten einige Beobachter. So seien die Einschätzungen der Deflationsgefahr zum Teil stark auseinandergegangen.
In der Pressekonferenz nach der Ratssitzung erklärte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, die Europäische Zentralbank werde in der Eurozone und in Euro emittierte besicherte Anleihen aufkaufen. Er ließ erkennen, dass die EZB ein Programm auflegen wird, „das ein Volumen von etwa 60 Milliarden Euro haben könnte“. Einzelheiten werde man aber erst nach der kommenden Ratssitzung am 4. Juni bekanntgeben.
Zusätzlich verlängerte die EZB die Laufzeit der Refinanzierungsgeschäfte mit Banken von bisher maximal sechs Monate auf bis zu zwölf Monate. Das bedeutet für die Banken zusätzliche Sicherheit bei Refinanzierungen. (EZB/ml)